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5TH ANNUAL MEETING APRIL 28 - MAY 1, '77 UC BERKELEY, CA
NATIONAL ASSOC. OF CHICANO SOCIAL SCIENTISTS
CHICANO RESEARCHAS A CATALYST FOR SOCIAL CHANGE
EMMA TENAYUCCA - TEXAS PECAN STRIKE LEADER - '38
CONTACT NACSS CO CHICANO STUDIES UC BERKELY, CA 94720 

Rupert Garcia „Chicano Researchas - A Catalyst for Social Change". 1977, Siebdruck, 57 x 45 cm
Zur 5 Jahresversammlung der „National Association of Chicano Social Scientists" in Berkeley

Zu den von Chicano-Künstlern geschaffenen Darstellungen von Arbeiterinnen zählt Judith Hernández' Wandgemälde „La mujer" (Die Frau), das Mitte der 70er Jahre in einem überwiegend von Chicanos bewohnten Stadtteil von Los Angeles entstand. Die Künstlerin zeigt Frauen in verschidenen Rollen, die sie im Verlauf der Geschichte innehatten; auf dem Wandbild finden sich die aztekische Mondgöttin, die Jungfrau von Guadalupe, „soldaderas". Soldatinnen der mexikanischen Revolution, Näherinnen an ihren Maschinen und Landarbeiterinnen im Streik. Das Ganze wird überragt von einer großen archetypischen Frauengestalt.

Im Jahr 1976 eröffnete eine Gruppe von Künstlerinnen, die sich „Las Chicanas" nannte und der die Malerinnen Judithe Hernández, Judy Baca, Olga Muñiz und Josefina Quesada sowie die Photographin Isabel Castro angehörten, eine Multimedia-Aussteilung unter dem Titel „Las venas de la mujer" (Die Venen der Frau) im „Los Angeles Woman's Building", einer Einrichtung der Frauenbewegung. Die Ausstellung versuchte, die Geschichte der Chicana durch die Epochen zurückzuverfolgen, wozu die fünf Künstlerinnen die Mittel der Malerei. Performance und einen als Environment gebauten „sweatshop" einsetzten, einen jener hoffnungslos veralteten Kleinbetriebe, die durch krasseste Ausbeutung der überwiegend weiblichen Arbeitskräfte konkurrenzfähig bleiben können und in der Textilbranche noch oft zu finden sind. In dem von Olga Muñiz gebauten Environment fanden sich u.a. eine Nähmaschine. Reihn fertiger Kleider, große Wannen voller Stoffe, ein winziges Fenster mit Aussicht auf eine andere Kleiderfabrik und die an die Wand gemalte Silhouete einer Näherin. Fine Aufschrift an der Nahmaschine listete den pro Kleidungsstuck bezahlten Akkordlohn auf.

Es gibt eine ganze Reihe von Frauen in der Geschichte der Mexikaner in den Vereinigten Staaten, die führende Positionen in politischen Parteien und gewerkschaflichen Organisationen innehatten. Eine der ersten landesweit bekannten Personen war die aus Texas stammende Lucy Eldine Gonzáles, die Frau von Albert Parsons, der als einer der Verurteilten des Haymarket-Prozesses hingerichtet wurde. Sie war Anarchistin, Schriftstellerin, Rednerin, sowohl Gründungsmitglied der „Chicago Working Women's Union" in den 70er Jahren des 19 Jahrhunderts, als auch der „Industrial Workers of the World" im Jahre 1905. Trotz ihrer bedeutenden Rolle haben sich zeitgenössische Chicano-Künstler nicht mit ihr beschäftigt. Die beiden Arbeiterführerinnen, die im Werk von Chicano-Künstlern Beachtung gefunden haben, waren in den Jahren nach 1930 aktiv: Luisa Moreno und Emma Tenayuca. Moreno war bundesweit als „organizer" für die „United Cannery, Agricultural, Packing and Allied Workers of America (UCAPAWA) unterwegs, der Gewerkschaft, die u.a. an den Streiks der Pecannußpflücker in San Antonio im Staate Texas in den 30er Jahren beteiligt war. Sie diente als leitende Funktionärin des industriegewerkschaftlich orientierten Gewerkschaftsverbandes „Congress of Industrial Organization" (CIO) und war die treibende Kraft des 1938 abgehaltenen „Congreso de los Pueblos de Habla Español", des Versuchs der gemeinsamen Formulierung politischer forderungen aller spanischsprechenden ethnishen Gruppen. Das Portrait dieser Kämpferin befindet sich auf der „Großen Mauer von Los Angeles", einem riesigen, mehr als 500 Meter langen Wandgemälde, das offiziell unter dem Namen „The History of California" bekannt ist. Gemalt wurde es im Lauf von sechs Jahren unter der Leitung von Judy Baca, der Direktorin des „Social and Public Art Resource Center", einer staatlich finanzierten Einrichtung für künstlerische Jugendarbeit.

Beteiligt waren viele Jugendliche aus der Umgebung mit Unterstützung von Chicano-Künstlern. Das Portrait von Luisa Moreno ist Teil einer Darstellung der sogenannten „zoot suit riots", jenen Rassenkrawallen, bei denen weiße US-Matrosen im Jahre 1942 tagelang die mexikanische Bevölkerung von Los Angeles terrorisierten. 

Die dynamische Abbildung von ihr ist deutlich von Bacas Studien am Siqueiros Wandmalereiworkshop in Cuernavaca, Mexiko, beeinflußt. Die Künstlerin malte Luisa Morena mit stark hervorgehobenen dunkelbraunen Gesichtzügen, in einem roten Kleid und in die gelbe Fahne des „Congreso de los Pueblos de Habla Español" gehüllt, mit den Gewerkschaftsbannern der UCAPAWA und des CIO im Hintergrund. Ihre Gestalt springt unmittelbar ins Auge, scharf abgesetzt gegen den Bildhintergrund, der durch die Einbettung eines Zuges und frischgepflügter Felder an Tiefe gewinnt - deutliche Zeugnisse der Bildtiefentechnik, die für Siqueiros charakteristisch war. 

In einer Besprechung stand dazu: „Die Große Mauer von Tujunga zeigt die gleichen heroischen Pioneiergestalten, die man in unseren Postämtern auf Wandgemälden sehen kann, nur sind diesmal die Hautfarben oftmals braun und schwarz." 

Emma Tenayuca, deren Portrait im oberen rechten Eck von Emigdio Vásquez' Wandbild „Memories of the Past and Images of the Future" (Erinnerungen an die Vergangenheit und Bilder der Zukunft) erscheint, war nach zeitgenössischen Berichten „eine feurige kleine Mexikanerin von etwa 20 Jahren", die sich als Anführerin von Landarbeiterstreiks einen Namen gemacht und angeblich offen zum Kommunismus bekannt hat. Im Jahr 1938 legten Tausende von Arbeitern, überwiegend Frauen, die für 2 Dollar Wochenlohn in San Antonio, Texas, in erbärmlichen Baracken ohne Lüftung und sanitäre Einrichtungen eingepfercht mit bis zu hundert Leuten, Pecannüsse schälten, die Arbeit nieder, als die Unternehmen Lohnkürzungen ankündigten. Dieser Streik, von der UCAPAWA organisiert, wurde zum größten Arbeitskampf der 30er Jahre, der von Chicanos geführt wurde. 

Mit Polizei und Tränengas ging man gegen die Streikposten vor, mit Gerüchten über ,kommunistische Einflußnahme' versuchte man die Solidarität der Streikenden zu untergraben, allerdings ohne Erfolg. Tenayuca war ein besonders Angriffsziel für die Beamten der Stadtverwaltung. Nachdem sie an einer versuchten Besetzung des Rathauses teilgenommen hatte, wurde sie zusammen mit 1000 anderen verhaftet. Vásquez entnahm die Vorlage für sein Portrait der Tenayuca mit erhobener Faust einer alten Broschüre der texanischen Ortsgruppe der Bürgerrechtsorganization „Civil Liberties Union", die vor einiger Zeit neu aufgelegt wurde; allerdings sieht sie auf dem Wandbild sanfter aus als auf dem Originalphoto. 

Rupert García benutzte ebenfalls eine Photographie der Tenayuca, die im Gefängnis aufgenommen wurde, aus dieser Broschüre

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