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HAAR b. MÜNCHEN
Lieber, hochgeehrter Freund!
Ihr endlich erfolgter, ausführlicher Brief, mit der Anzeige Ihres Besserbefinden s hat mich sehr beruhigt.  Auch mir geht es besser, nicht viel, aber dovch merklich.  Nicht rasch, aber dioch langsam. und allmälig. -- Ueber die Einnahme von Flüssigkeit habe ich Erfahrungen der unangenehmsten Art gemacht.  So erst vor einigen Tagen.  Es war Aben[^d]ausspülung; der gewöhnlich angewan[[overstruck]]cf[[\overstruck]]te Katheter wollte durchaus nicht fliessen.  Was war zu machen?  Mein Sohn gab mir eine Minimalinjektion von Cocaik, und spr [[overwritten]] o [[/overwritten]]itzte aus Vorsicht sofort Wasser nach.  Dennoch verspürte ich die ganze N Nacht fortwährend Drang; musste mich die ganze [[strikethrough]]folgende[[\strikethrough]] Nacht mit Pissen besche schäftigen, das Gefäss fünfmal entleren lassen.  Ich war natürlich am Morgen sehr müde und schläfri[[overstruck]]fg[[\overstruck]].  Am Morgen wiederholte sich die Erscheinunug am gewöhlich gebrauchten Katheter; der Harn drang neben dem Kateter heraus; woraus meine Frau den Schlusszog, dass das Kaliber zu eng sei; die Anwendung eines älteren noch vorhande nen Katheters führte aber sofort zur Entleerung des Harns.  Ich bin nur froh, dass [[overwritten]]die das[[\overwritten]] Versäumnis der Abenausspülung keine üblen Folgen gehabt und durch die [[strikethrough]]sehle[[\strikethrough]] schlaflose Nacht erledigt war--.
Ihre Bemerkung, dass der Inteellekt der Tiere teils als ein niederer, teils als ein höherer dem menschlichen gegenüber betrachtet werden muss, ist ganz richtig und wird in meiner Schrift "Erkenntnis u Irttum" in dem Kapitel Wucherung des Vorstellungslebens, erledigt und dadurch richtig gestellt.  Die Tiere entbehren eben die Phantasie, wenigstens zum grossen Teil; sie unterliegen eben auch nicht den den Nachteilen deren "Wucherung".  Das ist aber auch Alles.
Ich habe durch die letzte Korrespondenz mit Petzoldt sehr sehr viel gewonnen; es haben da wieder beide korrespondirende Teile gewonnen, nicht wie bei unfrucht-barer Polemik, wo jeder der Streitenden einfach bei seiner Meinung bleibt.  An die Korrespondenz mit Ihnen über einfache Fälle der Hydrodynamik, erinnere ich mich wol dunkel, doch ist mir während der Pause von einigen Jahren, der Faden der Diskussion abhanden gekommen.
Mit den besten Glückwünschen zu Ihrer Besserung Ihr treuergebener
Haar am 18/X, 1914.
Ernst Mach
Ich vergass oben zu sagen, dass man abergläubische Tire beobachten kann.