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[[underlined]] Faraday [[/underlined]], der sehr wenig unter dem Einflusse moderner Theorien stand u. sich ganz so dem Studium der reinen Erscheinung u. ihrer Gesetze hingab, wie dies der Geometer mit den räumlichen Gebilden thut. Eine unter den Deutschen seltene Natur dieser Art war [[underlined]] Plücker [[/underlined]], der in Geometrie und Physik ganz analoge Leistungen aufzuweisen hat. Die Unklarheit in diesem Punkt hat zur Folge, daß viele der besten Kräfte ihre Zeit mit unfruchtbaren Spekulationen hinbringen. Man hat nicht nöthig dieselben noch besonders zu pflegen.

5.

Um das Träumen über die Natur zu verhindern u. Achtung vor den Erscheinungen zu erzeugen, wird es sich sehr empfehlen bald diesen, bald jenen Schüler einen Versuch (wo möglich einen quantitativen) mit ausführen zu lassen, etwa einen Fallversuch mit der [[underlined]] Atwoodschen [[/underlined]] [[strikethrough]] Fall [[/underlined]] Maschine v/. Einstellung eines Prismas auf das Minimum der Ablenkung, Projektion eines reellen Bildes auf einen Schirm u.s.w. Selbstverständlich werden dies nur Kleinigkeiten sein können: jeder Schüler wird aber seine Vorstellung durch das praktische Zugreifen geklärt finden.


[[underlined]] Unterklassen [[/underlined]]

1.

In den Unterklassen wird man die einfachsten Erscheinungen in wo möglich quantitativ eingerichteten Experimenten vorzuführen haben. Aus einer [[strikethrough]] Ref [[/strikethrough]] Reihe spezieller Fälle suche man dann die Regel zu abstrahieren. Hirbei kann nicht genug vor [[underlined]] verfrühter [[/underlined]] u. folglich affektirter Abstraktion gewarnt werden. Abstraktion kann immer nur das Resultat der [[underlined]] Geläufigkeit [[/underlined]] bei Betrachtung einer Erscheinung sein.

2.

Vor Ausführung eines Experimentes wird es zweckmäßig sein, den Erfolg [[underlined]] errathen [[underlined]] zu lassen. Nicht nur wird dadurch die Aufmerksamkeit gespannt, sondern die Jugend wird aus den Irrthümern, welche dabei auftreten, auch die weise Lehre ziehen, daß sich Naturgesetze nicht [[underlined]] herausphilosophieren [[/underlined]] lassen. Der Körper legt in der [[underlined]] doppelten [[/underlined]] Zeit [[underlined]] nicht [[/underlined]], wie die meisten rathen werden, den doppelten Fallraum zurück. Das Pendel von vierfacher Länge hat [[underlined]] nicht [[/underlined]] die vierfache Schwingungsdauer. Man hat hier nicht a priori zu konstruieren, sondern zu beobachten.
Dagegen genügt schon das Minimum von Stoff, welches in den Unterklassen vorgenommen werden kann, den Schüler in seinen Vorstellungen an dieselbe [[Vorstimmtheit?]] zu gewöhnen, welche die Natur in ihren Wirkungen hat. Eine [[underlined]] einmal [[/underlined]] beobachtete Eigenschaft einer Eigenschaft findet sich immer wieder, so oft die Erscheinung einfach oder mit anderen kombiniert auftritt. Die Eigenschaften der Fallbewegung finden sich z.B. im Wurfe wieder. Das Wiedererkennen schon bekannter ein für allemal beobachteter Eigenschaften von Erscheinungen in Complexen von Erscheinungen ist die Erklärung. Hierin liegt eben die Erleichterung der Übersicht u. die große Ersparnis von Zeit u. Mühe, welche die geordnete (wissenschaftliche) Naturbetrachtung vor der gewöhnlichen voraushat. 
Manche Fälle sind besonders geeignet um Bestimmtheit des Denkens zu gewöhnen. Hat man z.B. experimentell gezeigt, daß die Wirkung eines Gewichtes am Hebel nicht nur durch dessen Größe, sondern auch durch dessen Abstand vom Schwerpunkt bestimmt ist, so kann der Fall, in welchem gleiche Gewichte zu beiden Seiten des Drehpunktes angehängt sind, ohne [[underlined]] Versuch [[/underlined]] übersehen werden. Es ließe sich hier keine Regel angeben nach welcher die Drehung erfolgen sollte, demnach erfolgt auch keine Drehung. An einer Rolle über welche eine Schnur gelegt ist, die einen beliebigen Bogen umspannt, u. welche an beiden Enden mit gleichen Kräften