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8)

gezogen wird, läßt sich immer eine Symetrieebene des Systems auffinden. In dieser kann sich der Beobachter aufgestellt [[strikethrough]] finden [[/strikethrough]] denken, u. sieht nun ohne Versuch ein, daß hier Gleichgewicht besteht. Zwei gleiche unter Winkeln von 120° gegen einander auf einen Punkt angreifende (in einer Ebene liegende) Kräfte halten sich das Gleichgewicht. Es läßt sich keine Regel angeben, nach welcher die Bewegung in [[underlined]] eindeutig [[/underlined]] bestimmter Weise erfolgen sollte. Solche scheinbar triviale Fälle (welche der Philosoph als unter den Satz des "zuweisenden Grundes" fallend [[bezeichnet?]]) haben als Denkübung eine hohe Bedeutung. Die Fertigkeit, solche Fälle zu finden v/. in gegebenen Fällen wieder zu erkennen hat die wichtigsten Erweiterungen der Wissenschaft herbeigeführt.

3.

Demonstrationen sind solche zu wählen, bei welchen der deductive Apparat die Sache nicht verdeckt. Um z.B. den Satz von der Gleichheit der Momente im Gleichgewichtsfall des Hebels zu demonstrieren, könnte man so verfahren: Man demonstrirt zuerst das Gleichgewicht am geradlinigen Hebel, wenn die Kräfte senkrecht auf die Hebelarme sind, dann das Gleichgewicht an der Rolle. Nun denke man sich das Wellrad A u. die Rolle B, die beide schon im Gleichgewicht sind zu dem System C verbunden, das natürlich auch ein Gleichgewicht sein wird. 

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Die beiden Kräfte M, N können hier ausgeschieden werden u. man hat Gleichgewicht zwischen P und Q. Da es hierbei auf das Holz der Rolle nicht ankommt, sondern immer nur auf die Festigkeit der Radien der Angriffspunkte, so gibt dies den Momentensatz. Man lernt auf diese Weise in einem complicirteren Falle die denselben zusammensetzenden einfachen Fälle sehen, man lernt von [[?]] Umständen absehen u.s.w. Die Elemente der Statik von [[underlined]] Poinsot [[/underlined]] enthalten treffliche Beispiele in dieser Richtung.

4.

Bei Deduktionen sind alle, auch die kleinsten logischen Sprünge zu vermeiden. Bespricht man z.B. das Verhalten eines schweren Körpers auf der schiefen Ebene, so zeige man, [[underlined]] warum [[/underlined]] die Schwerkraft des Körpers in seine der Länge parallele u. senkrechte Componente zerlegt zu denken ist. Eine zu einer festen Ebene senkrechte Kraft bewirkt keine Bewegung, weil keine Regel denkbar ist, nach welcher die Richtung dieser Bewegung bestimmt werden könnte. Für eine parallele Kraft ist die Ebene gar kein Hindernis. Die schiefe Kraft ist also ein Mittelfall zwischen den beiden erwähnten Fällen, welche man als aus beiden zusammengesetzt ansehen kann. Bevor man die Proportion zwischen den [[underlined]] Bestimmungsstücken [[/underlined]] der schiefen Ebene u. der Componenten aufstellt, wird es zweckmäßig sein, dieselbe zuvor an einer Reihe von [[blank space]] (aber mit wachsender Elevation der schiefen Ebene) anschaulich zu machen. Gewährt man dem Schüler in einigen Fällen, unklar vermutheten Zusammenhängen sofort durch Probieren in Gedanken u. Construktionen und im Experiment nachzugehen, so wird er diese Praxis überall bald selbst befolgen, und statt des bloßen gläubigen Lernens den Lehrer [[strikethrough]] bald [[/strikethrough]] durch Selbstthätigkeit erfreuen.