Viewing page 144 of 732

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

16)

Augen treten. Zugleich wird sich dabei herausstellen, daß die ganze Theorie fast nur darin besteht, daß die Punkte 1, 2, 3, so wie die Erscheinungen der Interferenz und Beugung als specifische Fälle des Punktes 4 aufgefaßt werden (mit Hilfe des Huyghenschen Principes).
Bei Betrachtung der Erscheinungen der Polarisation u. Doppelbrechung wäre eine Vereinfachung zu empfehlen. Es ist durchaus nicht nöthig mit complicirten Erscheinungen am Doppelspath zu beginnen v/. dieselben überhaupt zu besprechen. Zwei Prismen von Quarz oder Doppelspath mit zur brechenden Kante paralleler u. senkrechter Axe genügen zum Nachweis der Existenz [[underlined]] zweier [[/underlined]] zu einander senkrecht polarisierter Componenten von verschiedener Geschwindigkeit in jeder von der Axe verschiedenen Richtung. Das genügt zur Erklärung der Erscheinungen an axenparallelen Platten, zum Verständnis der Polarisationsarten, der chromatischen Polarisation u.s.w.
Sollte man Zeit finden zu einer eingehenden Besprechung der Polarisationsarten so wird eine analytische Übersichtstabelle, wie etwa die [[blank space]] zum klaren Verständnis unerläßlich sein.

[[underlined]] Schlußbemerkung [[/underlined]]
Obwohl das Vorstehende, da es kein vollständiges Lehrbuch sein kann, selbstverständlich nur fragmentarisch ist, so wird die Tendenz des Ganzen hoffentlich deutlich sein.
Es handelt sich darum, statt einer Reihe von unbedeutenden u. an sich vielleicht sogar gleichgültigen Sätzen, als [[underlined]] Resultate [[/underlined]] der Physik, [[underlined]] vielmehr eine lebensfrischere Vorstellung von der Art des Wachstums u. von den Zielen [[/underlined]] der Physik in den Unterricht einzuführen. Bringt man es zu Stande, daß die Jugend den Geist der Physik begreift, so liegt wenig daran, ob darüber manche physikalische Kleinigkeit z.B. diese v/. jene [[technische?]] Anwendung unbemerkt liegen bleibt, sie wird von dem verständigen Schüler beim ersten Anblick begriffen werden. Die dem Unterricht zugemessene Zeit reicht ohne Zweifel aus bei zweckmäßiger Auswahl hinreichend viel Einzelheiten zu besprechen, um auf Grund denselben einen weiteren Blick zu gewinnen.
Ein solches Ziel muß sich aber die Schule stellen, damit man nicht sagen könne, daß gegenwärtig der strebsame Kaufmann v/. Handwerker durch Lectüre guter populärer Schriften leicht mehr von dem Geiste u. der Culturbedeutung der Physik erfährt, als der Studierende in der Schule.

Prag.              E. Mach.

Abgeschrieben u. die Abschrift gerundigt, Montag den 1. April 1878
Eduard Kulke.