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Erster Abschnitt.

schon mit Seife rein gemacht worden ist, ist vollkommen überflüssig, obschon selbiges wahrscheinlich seinen Nutzen haben mag, wenn mann das Walken unterlässt, jedoch nicht vermöge des Gilbkrauts selbst, sondern vermittelst des Laugensalzes, womit das Dekokt davon von den Färbern gemeiniglich zubereitet wird, so, dass dieser Zusatz blos die Stelle der Seife vertritt.

Sowohl bei dieser als der vorhergehenden Verfahrungsart bleibt die Flüssigkeit noch schwarz, nachdem das Tuch schon vollkommen ausgefärbet ist, und einer so grossen Quantität frischen Tuchs, als man bequem darinn bearbeiten kann, eine geschwächte Schwärze, d. i., eine graue Farbe mittheilt.

Die einfachen grauen Farben, welche überhaupt nichts, als lichtere Schattirungen von dem Schwarzen sind, werden beinahe auf die gleiche Weise, wie das vollkommene Schwarz hervorgebracht;  nur allein mit diesem Unterschied, dass man eine geringere Proportion der färbenden Materien dazu anwendet, oder das Tuch eine kürzere Zeit in der Küpe lässt.

Nachdem man ein Galläpfeldekokt und eine Vitriolauflösung, jedes besonders, zubereitet hat, so mag man ein wenig von jedem auf einmal in einen Kessel voll handwarmen Wasser thun.  Die Küpe wird hievon schwarz, und das darinne eingedunkte oder bearbeitete Tuch lichter-oder dunkelgrau, nach Maassgabe der dazu genommenen Quantität von dem Dekokt und der Auflösung.  Mischet man bei der folgenden Portion Tuch etwas mehr von färbenden Flüssigkeiten bei, und fährt man auf diese Weise nacheinander fort;  so kann man stufenweise eine Reihe von Schattirungen erhalten, von dem lichtesten an bis auf das dunkelste Grau;  oder man kann das Tuch zuerst mit einer gehörigen Quantität Galläpfel absieden, und hernach in der nämlichen Flüssigkeit, unter Beimischung von mehr und mehr Vitriol, bearbeiten, nachdem man die Farbe mehr oder weniger dunkel zu haben verlangt.  So kann man auch die von der vollkommenen schwarzen Farbe übrigbleibende Flüssigkeit zu verschiedenen grauen Farben anwenden.

In Ansehung der Proporzion von den Ingredienzen und der Dauer des Eintunkens der Tücher in der Flüssigkeit, lassen sich keine allgemeine Regeln angeben;  denn da dieselben blos von dem verlangten Grade der Farbe abhängen, so kann das Auge allein Richter darüber seyn.  Wenn die Farbe zu dunkel ausfällt, so lässt sich diesem Fehler zum Theil abhelfen, indem man das Tuch in heissem Wasser, mit ein wenig Galläpfeldekokt gemischt, durchlaufen lässt, wodurch ein Theil der Farbe wieder weggenommen wird.  Eine schwarze Auflösung von Alaun, Weinstein oder Seife, sind zu diesem Endzweck noch viel kräftiger, zugleich aber, besonders die zwei erstern, sehr geneigt, in ihrer Wirkung das verlangte Ziel zu überschreiten, und von der Farbe, wenn man nicht sehr sorgfältig ist, so viel wegzunehmen, dass man in die Nothwendigkeit kömmt, das Tuch zum 2tenmale zu färben, und dasselbe durch die wiederholte Wirkung der ätzenden Flüssigkeit, mehr als sonst nöthig ist, zu schwächen.