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Von der schwarzen Farbe für die verschiedene Künstler.            29.

zu fassen.  Während dem Sieden wird es mit einem eisernen Löffel beständig umgerührt, und muss, wenn es nicht von sich selbst Feuer fängt, mit brennendem Papier oder Holz angestecket werden; denn durch bloßes Kochen, ohne wirkliches Anzünden erhält das Oel die Leichtigkeit zu trocknen niemals in einem hinlänglichen Grade.  Wie es scheint, so ist die schädliche Fettigkeit, oder das schmierige Wesen in den am leichtesten entzündbaren Theilen enthalten, welche durch das Anbrennen am geschwindesten verzehret werden.  Das Oel läßt man eine halbe Stunde oder länger brennen, und wenn darauf die Flamme durch genaues Zudecken des Gefäßes ausgelöscht ist, so wird mit dem Kochen bei stärkerer Hitze länger angehalten, bis das Oel die gehörige Konsistenz scheint erhalten zu haben.  In diesem Zustande wird es Firniß genannt.  Es ist nothwendig, von diesem Firnisse zwo Gattungen zu haben, einen mehr, und einen weniger gekochten, oder einen starken und einen schwächern, welche gelegentlich miteinander vermischt werden, so wie es verschiedene Absichten erfordern.  Derjenige Firniß der bei warmen Wetter die gehörige Konsistenz hat, wird in der Kälte zu dick; un der, welcher sich zu großen Charakteren wohl schicket, ist in eben der Jahreszeit für kleinere etwas zu dünne. 

Das Kennzeichen, wornach die Arbeiter von dem gehörigen Grade des Kochens urtheilen, ist, wenn sich der Firniß wie Fäden zwischen zween Fingern ziehen läßt.  Während dem Kochen pflegt man einige Pfunde trocken Brod, 1 oder 2 Dutzend Zwiebeln zuzusetzen, um, wie man dafür hält, das fettige Wesen des Oels zu zerstören.  

Man hat noch eine andere Gattung von Zusätzen, deren Wirkung sich deutlicher zeigt; um dem Firniß einen besseren Leib zu geben, und seine Eigenschaft zu trocknen zu vermehren, hält man eine gewisse Portion von Terpentin für nothwendig, und einige Künstler machen aus dem Gebrauch der Silberglätte zu dieser Absicht ein Geheimniss.  Wenn man sehr altes Oel zum Firnisse hat, so ist weder Terpentin noch Silberglätte nothwendig.  Bei noch frischem Oele ist aber der Zusatz von etwas Terpentin unentbehrlich; denn ohne denselben kann das Beschmutzen des Papiers, durch das Zerfließen oder Abgeben der Schwärze, nicht vermindert werden.  Es ist daher viel rathsamer, sich des allerältesten zu bedienen, als zu einer solchen Verbesserung des neuen seine Zuflucht zu nehmen, indem sowohl Terpentin als Silberglätte, besonders die letztere, die Vermischung anklebend macht. 

Wenn Terpentin gebraucht wird, so lässt man denselben zuerst für sich so lang kochen, bis man findet, dass er auf einem darinn eingetauchten Papier nach dem Erkalten leicht zerbröckle, und sich abschälen lasse.  Wenn hierauf das Oel von dem Feuer abgehoben ist, so wird der noch flüssige Terpentin darein gegossen, und mit dem Kochen von neuem so lange fortgefahren, bis eines dem andern genugsam einverleibet ist.  Hiebei ist es etwas schwerer in dem Kochen den rechten Zeitpunkt zu treffen, als wenn das Oel ohne Zusatz bereitet wird, indem die Vermischung leicht zu dicke wird, wenn man die Hitze allzulang unterhält, oder hingegen voll von kleinen harten Körnern wird, wenn man das Kochen zu früh abbricht; und diese Körner sind wahrscheinlich nichts anders, als unaufgelösste Terpentintheile.