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Zweiter Abschnitt.
Von der blauen Farbe überhaupt.

Die blaue Farbe ist eine Hauptfarbe, welche beim Färben, drucken und malen gebraucht wird, und die man aus verschiedenen Materien, und auf mancherlei Weise bereitet.

I. 
Die blauen Farben für die Maler.

Lazurblau, oder Ultramarin - das bei der Miniaturmalerei gebraucht wird, und in hohem Preise steht - wird aus dem Lazursteine verfertigt, einem undurchsichtigen schweren, blauen Steine - der der Farbe der Kornblume gleicht - hin und wieder mit goldenen Adern und Punkten vermengt, und von verschiedener Grösse und Gestalt ist.  Er ist sehr hart und fest, und nimmt eine schöne Politur an; in welcher Absicht man auch sich befließen hat, verschiedenen Schmuck daraus zu verfertigen.  Der vorzüglichste kömmt aus der Kalmukai.  Auch wird eine Gattung dieses Steines in Deutschland und Böhmen gefunden, der aber viel geringer und schlechter ist, dem ohngeachtet aber doch für morgenländischen Lazurstein manchmal verkauft wird.  Man muss also hierinn aufmerksam seyn, und um allen Schaden zu vermeiden, lieber, ehe man vieles kauft, vorher durch eine kleine Probe sich von der wahren Güte und Beschaffenheit zu überzeugen suchen.  Ein Kennzeichen ist: dass der europäische Lazurstein, wenn er kalziniret wird, sich schon leichter kalzinirt, und dabei eine ins Grüne spielende Farbe annimmt; wo entgegen der asiatische und afrikanische bei der Kalzination seine schöne blaue Farbe unverändert behält, und sie nie verliert.

Aus diesem Steine nun wird die Ultramarinfarbe, oder das Lazurblaue bereitet, und man verfährt damit folgendermassen:

Man lässt den Stein, um ihn mürbe zu machen, und auch seine Farbe zu erhöhen, einigemal im Feuer glühen, und löscht ihn jedesmal in gutem Essig ab.  Zerstößt ihn sodenn in einem Mörser.  Die eingemengten Steinarten trachtet man sodenn davon zu trennen, indem man dieses Pulver schlemmt und wäscht.  Sodenn reibet man das Geschlemmte auf einem Reibesteine zu einem zarten Pulver, dessen Farbe mit Weingeist noch mehr erhöhet werden kann.

Andere bereiten den Ultramarin auch auf folgende Art: Wenn man den Stein kalzinirt, zerstossen, und mit Leim, oder Nussöl zu einem sehr feinen Pulver zerrieben hat, so vermengt man dieses mit dreimal so viel Teig, welcher aus gleichen Theilen von Wachs, Kolo-

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