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Von der blauen Farbe zur Färberei.       53

Um eine warme Indigoküpe mit Urin zu bereiten, wird 1 Pf. Indigo 24 Stunden in 4, bis 5 Maaß Urin gelegt, darnach thut man alles in einen grossen Mörser, reibt es fein, und wenn der Urin durch das Reiben blau geworden ist, wird er durch ein Sieb in ein anders Gefäß abgegossen.  Der auf dem Siebe zurückgebliebene Indigo wird wieder in den Mörser gethan, und aufs neue mit 4 oder 5 Maaß Urin gerieben.  Auf diese Art fährt man fort, bis der Indigo insgesammt durch das Sieb gegangen ist.  Darnach thut man an fünfzehn bis sechszehn hundert Maaß Urin in einen Kessel, und macht ihn ziemlich heiß, doch daß er nicht koche.  Der auf dem Urine sich setzende Schaum wird mit einem Besen abgenommen, man fährt mit Abschaumen fort, so lange, bis sich ein weißer, und leichter Schaum zeiget, und alsdenn ist der Urin hinlänglich gereinigt, und wird in eine hölzerne Küpe gethan, worein der Indigo gegossen wird.  Die Küpe wird alsdenn umgerührt, und der Indig mit dem Urine gut vermischt.  Hierauf muß man eine Vermischung von 3 bis 4 Maaß Urin, 1 Pf. Alaun, und 1 Pf. rothen Weinstein bei der Hand haben; der Alaun, und der Weinstein müssen aber erst pulverisirt, und hiernächst der Urin darauf gegossen werden, damit alles so lange untereinander gerieben wird, bis diese Vermischung welche schleunig zu schäumen anfängt, nicht mehr gährt.  Dieses wird in die Küpe gegossen, welche sogleich umgerührt, und hernach mit einem hölzernen Deckel bedeckt wird, worüber man zugleich andere alte Decken legt.  In diesem Zustande bleibt die Küpe die Nacht über stehen.  Des folgenden Morgens wird die Brühe grün, welches ein Zeichen ist, daß die Küpe sich in einem guten Stande befindet.  Sie bleibt auf diese Art zwei Tage bedeckt stehen, damit sie nach und nach abkühlen kann.  Hiernächst wird noch 1 Pf. Indigo mit Urin, so wie zuvor gerieben; das ganze Bad wird hernach in einen Kessel gegossen, und langsam aufgewärmt, doch ohne zu kochen.  Es zeiget sich alsdenn ein etwas dicker Schaum, welcher abgenommen wird, und wenn die Brühe dem Kochen nahe ist, wird sie wieder in die Küpe gegossen.  Sogleich wird der zerriebene Indigo hineingethan, und zwar mit einer Vermischung von einem Pfund Alaun, 1 Pf. Weinstein, und 3 bis 4 Maaß Urin, wozu noch ein Pf. Färberröthe kömmt.  Die Küpe wird nunmehr umgerührt, und bleibt sodenn des Nachts über in Ruhe, jedoch bedeckt stehen.  Des folgenden Tages befindet sich die Küpe gemeiniglich im Stande, daß man färben kann.

Je wärmer diese Küpe ist, desto besser färbet sie; wenn sie kalt wird, so verliert sie ihre Kräfte.  Sie verdirbt nie, so alt sie auch wird, wenn sie nur die Zeit über, da man sie aufhebet, ohne etwas damit vorzunehmen ein wenig Luft hat.  Die Wiedererwärmung muß allemal des Abends zuvor, ehe man daraus färben will, geschehen.

Je mehr Indig man auf einmal in die Küpe thut, desto tiefer wird das Blau.  Man kann also anstatt eines Pfundes, vier oder fünf bis sechs nehmen, ohne daß man die Menge des Alaunes, des Weinsteines, und der Färberröthe vermehren dürfte.

Einige Arbeiter behaupten: daß Tücher, welche auf diese Art mit Harnblau gefärbt würden, sich in der Walkmühle nicht vollkommen von der Fettigkeit reinigen ließen.  Wofern