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54              Zweiter Ubschnitt.

fern dieses an dem wäre, wie es doch nicht ist, so könnte man muthmassen, daß das thierische Oel des Harns harziger geworden wäre, indem es auf der Wolle getrocknet ist, oder sich mit dem Oele, womit man die Wolle ihrer anderen Zubereitung wegen befeuchtet, vereinigt hat, und daß es daher der Walkererde, und der Seife mehr, als ein schlechtes ausgedrücktes Oel widerstehe.  Um diesem abzuhelfen, dürfte man nur die Wolle, nachdem sie gefärbt ist, ausgedrückt, gelüftet, blau geworden, und sich abgekühlet hat, in fliessendem Wasser wohl waschen.

In großen Färbereien ziehet man allemal denen itzt beschriebenen Indigoküpen mit Urin die Weidküpe vor, weil man mit gutem Weid und einem erfahrnen Weidarbeiter allemal mehr fertig macht, als mit allen anderen Blauküpen.

Wenn die Küpe, von was für Art sie auch sey, einmal angestellet ist, und sich in gehörigem Stande befindet, so kann man entweder gezwirnte Wolle, gewebtes Tuch, oder auch wohlgereinigte ungesponnene Wolle daraus färben.

Die gezwirnte Wolle kehrt man so wie das Leinengarn darinn um, und läßt sie eine längere oder kürzere Zeit darinn, nachdem man die Wolle mehr, oder weniger dunkel haben will.  Von Zeit zu Zeit lüftet man die zu färbende Wolle, oder den Zeug, d. i. man zieht sie aus der Küpe, drückt sie aus, daß die Brühe wieder in die Küpe läuft, und setzt sie ein paar Minuten der Luft aus, da sich denn in dieser Zeit die aus der Küpe mitgebrachte grüne Farbe verliert, und ins Blaue verwandelt.

Will man ungesponnene Wolle färben, so wirft man einige Pfund davon in die Küpe, breitet sie darinn zwischen den Händen überall aus; damit sie sich überall egal durchziehe, und färbe.  Man läßt sie eine, auch zwei Stunden darinn liegen, nachdem sie mehr oder weniger dunkel werden soll.  Unterdessen daß man färbet, muß die Küpe in einer gehörigen Wärme erhalten werden.  Hat die Wolle ihre gehörige Schattirung, so wird sie in Klumpen herausgenommen, über der Brühe gerungen, und gut ausgedrückt, alsdenn von einigen Personen geschwind auseinander gemacht, damit sie sich sogleich lüfte, und die grüne Farbe sich sogleich in die Blaue verwandle; sodenn wird sie gespület, und zum Trocknen auseinander gebreitet.

Die Färber haben so wie in allen Hauptfarben, also auch im Blau verschiedene Schattirungen von der dunkelsten bis zur hellesten.  Einige rechnen mehr, andere weniger; ihre Benennungen aber sind willkührlich, und es ist den Uebergang aus einer in die andere genau zu bestimmen, nicht möglich.

Ein dunkles Blau zu machen ist keine Schwierigkeit.  Man darf nur die Wolle, oder den Zeug verschiedenemal in die Küpe eintauchen.  Mit den hellblauen Farben verhält es sich hingegen ganz anders; denn man kann oft die Wolle nicht wenig Zeit genug in der Küpe lassen, damit sie keine tiefere Schattirung, als man verlangt, annehme.  Oft geschieht es auch, daß, wenn man eine Menge Wolle zu färben hat, und sie nicht alle auf einmal in die Küpe bringen kann, daß diejenige, welche zuerst hineinkömmt, dunkler wird, als