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Von der blauen Farbe zur Färberei.         57

Auf 2 Pfund Leinenzeug nimmt man acht Loth Brasilienspäne, lässt diese eine Stunde lang kochen, thut alsdenn 2 Loth Grünspan hinein, und lässt die Farbe damit kalt werden; alsdenn nimmt man sie heraus, und lässt sie trocknen.  Die Farbe wird hierauf wieder siedend heiss gemacht, und wie vorhin gebraucht.

Man färbt auch Leinenzeug, ohne viele Mühe und Umstände zu haben, mit indianischem Holze blau.  Man kocht nämlich eine Brühe von diesem Holze, mengt ein wenig blauen oder ziprischen Vitriol darunter, und lässt den Zeug ohne weitere Zubereitung kochen; allein sobald es nachher gewaschen wird, so geht auch die Farbe weg, so wie gemeiniglich mit allen unächten Farben zu geschehen pfleget.

III.
Blaufärben der Seide.

Wenn man Seide blau färben will, ist zwar nicht nothwendig, dass sie so weiss, wie ungefärbte weisse Seide sey, indem ein gelblicher Schimmer den Farben nicht nachtheilig ist; indessen muss doch grösstentheils der gelbe Schmutz weggeschafft, und der Seide die vorgedachte klebrichte Materie benommen werden.  Daher kocht man die zum Färben bestimmte Seide zwar, aber doch nur einmal.  Die Seide wird nämlich sogleich in leinene Taschen eingetascht, und vierthalb, bis vier Stunden im Seifenwasser von venezianischer Seife gekocht, auf eben die Art, wie die ungefärbte weisse Seide.  Man rechnet auf 100 Pf. Seide, 20 Pf. Seife.  Durch dieses Kochen verliert die Seide insgemein 1/4 ihres Gewichtes.  Eigentlich ist aber das Kochen der Seide keine Vorbereitung zum Färben.  Die blaue Farbe wird eben mit Indigo auf die Seide gebracht, wie auf alle andere zum Färben fähige Materien.  Aber die Spezerei ist von einer besondern Natur.  Die färbende Materie vom Indigo ist harzig, sie theilt dem Wasser nicht die mindeste Farbe mit, in welchem sie unauflöslich ist.  Es ist daher nöthig, sie mit salzigten Materien, oder durch eine Art Gährung zu zertheilen, oder aufzulösen; daher werden zu dieser Art Färberei ganz besondere Arbeiter erfordert, und besondere Gefässe von einem dazu schicklichen Baue.

Das Gefäss, worinn man das Blau macht, ist gemeiniglich Kupfer.  Es hat die Gestalt eines abgekürzten Kegels, und ist rund wie ein umgekehrter Zuckerhut, ausser dass es nicht so spitzig zugehet.  Der oberste Theil hat etwa 2 Schuhe im Durchschnitte, und der unterste Theil, oder der Boden, einen Schuh.  Die Höhe ist zu 4 bis 4 1/2 Schuh:  der unterste Theil ist ungefähr 1 1/2 Schuh unter dem Fussboden eingegraben, und ist mit Erde umgeben.  Diese Küpe ist mit einem gepflasterten Herde, welcher über der Erde ist, und mit einer Mauer, welche mit dem Fussboden gleich ist, und nicht an die Küpe stösst, umgeben, dergestalt, dass ein Raum um das Gefäss bleibt, der in dem unteren Theile viel geräumiger ist, als in dem obern.  Das Mauerwerk stösst nur bloss oben an die Küpe; und indem es sich an diesem obern Theile anschliesst, macht es um denselben

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