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Von der blauen Farbe zu Färberei.

nennen die Seidenfärber einen Meister geben.  Es muss dieses 1/2 Viertelstunde in Wasser, oder in einem Theile des Bades seibst, wenn noch davon genug in der Küpe ist, gekocht werden.  Hat man den Zufatz hineingethan und durcheinandergerüht, so muss man sie wenigstens zwo Stunden ruhen lassen, ehe man wieder zu färben anfängt.

Die Seidenfärber unterscheiden nicht mehr, als fünf Gattungen im Blau, nämlich:  Das Bleich - oder Porzellainblau, das Himmelblau, das Mittelblau, und das türkische oder vollständige Blau.  Alle diese blauen Farben aber haben wieder ihre besondere Schattirungen, welche man so vielfach machen kann, als man will;  jedoch haben sie keine besondere Namen.

Weil der Indigo der Seide niemal genugsame vollständige Schattirungen giebt, so kann das Dunkelblau nicht in der Küpe allein gemacht werden, sondern man muss ihr vorher einen Grund geben, d. i. man muss der Seide erst eine Farbe mit Orseille beibringen, ehe man sie in die Küpe bringt.

Dem türkischen Blau giebt man zuvor ein starkes Bad von zubereiteter Orseille, und zwar folgendergestalt:  So bald Seide aus der Kochung kömmt, wird sie in dem Flusse gespület;  alsdenn windet man sie auf dem Windestock, um ihr das meiste Wasser zu benehmen, und thut sie in ein heisses Orseillebad.  Man zieht sie darinnen, bis die Farbe allenthalben egal ist, alsdenn wäscht man sie, klopft sie aus, richtet sie zu, und bringt sie in die Küpe.

Auch dem Königsblau muss man einen Grund geben, aber weniger stark, als dem Dunkekblau, und diese Schattirung macht man in einer frischen gut zubereiteten Küpe.

Die anderen Blau werden, ohne einen Grund zu haben, gefärbt;  nur muss man sie, ehe sie in die Küpe kommen, von dem Seifenbade reinigen, indem man sie zweimal ausschlägt, weil ihnen sonst die Seife die Farbe benimmt.

Dasjenige Blau, zu dessen Grunde man anstatt der Orseille, Cochenille nimmt, nennt man Feinblau.

Das Königsblau, um das von den Tüchern nachzuahmen, wird folgendergestalt gemacht.  Man zerlässt mit Hülfe eines Stössels, ungefähr eine Unze Grünspan zu jedem Pfunde Seide mit kaltem Wasser in einem Mörser.  Man rührt alles wohl untereinander, und zieht auf gewöhnliche Art, die Seide nach Stücken von 10 bis 15 Loth durch dieses Bad.  Die Seide erhält zwar davon eine kleine, fast unmerkliche grüne Schattirung, welche aber, wenn die Seide trocken worden, gar nicht mehr zu sehen ist.  Ist nun die Seide genugsam vom Grünspan gereinigt, so ringt man sie aus, bringt sie auf die Stöcke, und thut sie wieder in ein Kalkbad von indianischem Holze, welches nach Beschaffenheit der Schattirung, die sie erlangen soll, bald schwächer oder stärker senn muss.  In diesem Bade nimmt die Seide ein Blau an, welches dem Königsblau im Tuche sehr ähnlich ist.  Diese Farbe verschiesst aber sehr leicht, und fällt in das Stahlgrüne.  Um sie nun fester und beständiger zu machen, zieht man sie durch ein viel helleres