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Von der Farbe zur Färberei.            65

Sie wird nicht gewaschen, weil sie sonst den grössten Theil vom Blauen verlieren würde.  Alsdenn wählt man sich einen verdeckten Ort, den die Luft nicht durchstreichen kann, um die Seide daselbst trocknen zu lassen, weil sonst die Luft dieselbe ausziehen würde.

Das Violette und Lilla von Orseille, besonders wenn es mit der besten Art Orseille gemacht wird, ist von sehr grosser Schönheit, zugleich aber auch die unbeständigste unter allen Farben in der Färberei.  Nicht allein die schwächste Säure verzehrt schlechterdings diese Farbe, sondern auch die blosse Luft zieht sie so geschwind aus, dass man genöthigt ist, mit der grössten Sorgfalt die in dieser Farbe gefärbte Seide eingeschlossen zu halten, wenn man ihre Farbe erhalten will.

Man braucht auch das indianische, oder Kampechholz zum Violettfärben.  Die Farbe dieses Holzes ist von Natur sehr dunkelroth und fällt fast ins Braune.  Das Abgekochte davon ist ein schwärzliches Roth.  Wenn man mit diesem Holze Violett färben will, so muss man die gekochte Seide alaunen, widrigenfalls würde sie blos ein schmutziges Roth annehmen, welches seine Farbe nicht einmal in der Wäsche behalten würde.  Hat man die Seide aber alaunet, so bekömmt sie ein gutes, und ziemlich dauerhaftes Violett.  Nachdem man also die Seide alaunet hat, schneidet man das indianische Holz in kleine Stücke, und lässt es im Wasser kochen.  Dieses Abgekochte hebt man in einer Tonne zum Gebrauch auf.  Alsdenn thut man kalt Wasser in ein Gefäss, und schüttet mehr oder weniger von der indianischen Farbe hinein, nachdem man die Farbe stark, oder schwach haben will.  Man dreht sie alsdenn so lange in diesem Bade herum, bis sie die verlangte Schattirung hat.  Es ist deswegen nöthig, dass man das Bad kalt mache, weil die Farbe des indianischen Holzes, wenn das Bad heiss ist, nicht nur ungleich, sondern auch schmutzig und ohne Glanz ist.  Man kann das Dekokt vom indianischen Holze nicht gleich gebrauchen, denn es würde eine unscheinbare und ungleiche Farbe geben; sondern man muss es ein paar Tage stehen lassen.  Man darf aber auch nicht mehr machen, als man in einem Monate verbrauchen kann, weil es in der Länge sich setzt, und einen halben Grund ansetzt, der dasselbe verdirbt.

Man macht ferner ein Violett von indianischem Holze mit Grünspan.  In dieser Absicht wäscht man zuvor die Seide von ihrer Seife aus, und lässt sie auslaufen.  Man zerlässt auf 1 Pf. Seide, 1 Unze Grünspan in kaltem Wasser, rührt es gut durcheinander, drehet die Seide in diesem Bade, und lässt sie eine Stunde oder so lange darinn, bis sich der Grünspan eingezogen hat; sodenn ringt man die Seide aus, und bringt sie wieder auf die Stöcke.  Man macht ein Bad von indianischem Holze, und ziehet die Seide durch, in welchem Bade sie eine dunkelblaue Farbe bekömmt.  Wenn die Seide dieses Bad eingezogen hat, so nimmt man sie heraus, und thut Alaun, den man in Wasser zerlassen hat, in das Bad.  Man zieht die Seide durch, und sie bekömmt ein Roth, welches die vorher blaue Seide violett machet.  Die Quantität des Alauns, so man dazu braucht, richtet sich nach dem

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