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Von der blauen Farbe zur Färberei.       71

am Gewichte um die Hälfte weniger wird, reibt ihn wieder in einem gläsernen Mörser ganz klein, thut es in einem Kolben, und giesst einen recht starken destilirten Essig darüber, und setzt ihn auf 24 Stunden lang in eine warme Sandkapelle zur Digestion.  Man lässt es auch in einem Glase bisweilen recht kochen, und so tingirt sich der Weinessig sehr hochrosenroth.  Diesen tingirten Essig giesst man ab, und frischen darauf, so lang bis er sich nicht mehr färbt.  Diesen Extrakt giesst man in eine gläserne, oder porzelainene Schale, und lässt es in der Wärme bis zum Trocknen abrauchen, oder man zieht den Essig mittels der Destillazion ab, welchen man sodenn wieder zur Arbeit gebrauchen kann.  Es bleibt denn zuletzt ein rosenfarbnes schönes Salz, oder Krystallen zurücke.  Es ist schlechterdings nothwendig, dass das Salz rosenroth ausfalle, denn sonst ist ein Fehler entweder an dem sublimirten Merkurius vorgegangen, oder der Wismuth ist nicht von der rechten Güte, denn nicht jeder Wismuth hat die hiezu erforderlichen Eigenschaften.  Von dem in Sachsen bei Schneeberg brechenden Wismuthe ist man überzeugt, dass er die Qualität habe.  Dieses rothe Salz wird entweder allein, oder mit etwas Kiessel und Fluss versetzt, zu Glase geschmolzen, da es denn auf Porzelain ein schönes Blau giebt.  Dieser Fluss wird auf folgende Art bereitet:  Man nimmt 28 Loth Minium, und 8 Loth venezianischen Borar.  Beides reibt man sehr wohl untereinander, und lässt es in einem Schmelztiegel verglasen, und macht es in einem Mörser aufs neue zu Pulver.  Es ist dabei zu bemerken, dass, weil die Mennige öfters die Tiegel durchdringt, so kann man zu mehrerer Sicherheit den Tiegel, worinn der Fluss ist, in einen andern setzen, damit nichts verloren gehe.  Es dürfen auch nicht die Flüsse, und Farben in einem messingen, sondern in einem eisernen Mörser gestossen werden, weil das Messing sich abreibt, und den Farben und Flüssen eine Grüne mittheilet.

IX.
Ein andres schönes Blau mit Kobalt.

Man nimmt 2 Loth gerösteten Kobalt, löset solchen in Scheidwasser so lange auf, bis nur ein weißlichter Schleim zurückbleibt.  Ferner braucht man hiezu ein Loth reinen kalzinirten Kieselstein, 1/2 Quentgen Zinnasche, 1/2 Loth Pottasche, 1 1/2 Loth Fluß, und 1/2 auch wohl ein ganzes Quentchen Kochsalz.  Der Fluß der hiezu angewendet wird, wird wieder auf folgende Art bereitet:  Es werden nämlich 8 Loth Bleiweiß, und 3 Quentchen schönen weißen pulverisirten Kieselstein, oder anderer dergleichen Sand zu Glase geschmolzen.  Diesen Fluß, mit den angeführten Materialien, reibt man untereinander, und thut diese Spezies in eine Porzelain- oder Glasschale, worauf man die obige Auflösung vom Kobalte gießt, und über dem Feuer im Sande mit öfterem Umrühren bis zur Trockene abrauchen läßt.  Hierauf wird alles dieses in einem Schmelztiegel zu Glase geschmolzen, und wieder sehr fein zerrieben, alsdenn in einem verglasurten Geschirre mit Wasser gekocht, und mit öfteren Ab- und Zugießen des Wassers so lange fortgefahren, bis das Pulver von allen
Sal-