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Von der gelben Farbe fur die Farberei.          79

materialien aus dem Gewächs und Pflanzenreiche; als mit Hölzern, Wurzeln und Kräutern, die gelbe Blumen tragen, gefärbt.  Die gebräuchlichsten darunter sind: der Fustel - oder das Gelbholz; die Wiede, Wou oder Gaude: die Scharte oder Genist, das Pfriemenkraut, die Saturei, das griechische Heu, oder Bockshornkraut, die grünen Nußschalen, der Rocku, die Körner von Avignon, die Kurkume, und der Orlean rc.  Wie wohl alle Blätter Schalen und Wurzeln, bei denen man, wenn man sie kauet, etwas zusammenziehendes bemerket, geben eine gelbe Farbe.  Es geben auch die Farbenmaterialien nicht alle gleich gute und dauerhafte Farben, auch nicht von gleicher Schönheit, wie wohl es darauf viel mit auf die Zeit, da man sie im Sode lässt, und auf die Verhälnisse des Alaunes und Weinsteins ankömmt, welche mit zu dem Sod genommen werden, indem der Alaun die gelbe Farbe erhöhet, und der Weinstein hingegen sie verdunkelt.  Das schönste und dauerhafteste Gelb giebt die Wiede, wenn man den damit zu färbenden Zeug vorher alaunet, oder mit Alaun und Weinstein aufgekocht hat.  Das Pfriemenkraut, die Scharte, und der Saturei dienen am bessten zu der Wolle, Seide und solchen Zeugen, die man grün färben will, weil ihre natürliche Farbe sich etwas auf das Grünliche bezieht.  Sie können aber auch zu anderen zusammengesetzteren Farben, die aus dem Gelben ihren Grund erhalten, gebraucht werden; Feuillemorte imgleichen zu der gelben Farbe der gröberen Wolle, und groben Tüchern und Zeuge, oder wo die Wiede selten ist.  Das griechische Heu, und das Gelbholz aber geben etwas verschiedene Schattirungen des Gelben.  Das letzte insonderheit giebt eine Orangefarbe, die sich etwas auf die Goldfarbe bezieht, aber ohne alle Festigkeit ist.  Die grünen Nußschalen sind ebenfalls zu den zusammengesetzten Farben am tüchtigsten.  Der Rocku giebt eine ohne alle Festigkeit orangirte gelbe Farbe, und da er theuerer ist, als andere bessere zur gelben Farbe taugliche Farben, so wird er auch nicht sehr mehr gebraucht.  Die Körner von Avignon geben ein ziemlich schönes Gelb, da es aber eben nicht fest ist, so darf man sich deren gar nicht bedienen, als wenn man gar keine andere Materien hat.  Die Kurkume ist zwar auch zur orangirten gelben Farbe zu brauchen, allein sie ist ohne Beständigkeit und theuer.  Am dienlichsten ist sie noch, wenn man die mit Wiede gefärbte gelbe Sachen vergolden, und hell machen will.  Allein die Luft zieht diese Vergoldung bald wieder aus, und die gelbe Farbe kömmt wieder zu ihrem ersten und vergoldeten Zustand.  Die Art und Weise, wie diese Farbenmaterialien zubereitet werden, und wie jedes bei einer jeden Gattung der Zeuge behandelt werden müsse, ergiebt sich aus folgenden Beschreibungen.

II.
Gelbe Farbe auf Wolle.

Wenn man Wolle gelb färben will, so giebt man der Wolle, sie sey nun gesponnene, oder schon zu Tüchern und Zeugen verwebte, den ordentlichen Ansod.  Es werden nämlich auf 1 Pf. Wolle 8 Loth Alaun, nebst 2 Loth Weinstein genommen, und

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"Nussschalen" in the first paragraph isn't meant as a typo.