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88           Dritter Abschnitt.

menkrautblumen bei einem gelinden Feuer so lange, bis die Lauge die Farbe der Blumen gänzlich ausgezogen hat, welches man daran erkennet, wenn die Blumen bleich, und die Lauge hingegen gelb ist.  Aus dieser Lauge nimmt man nun die Blumen heraus, lässt sie in glasurten Töpfen auf dem Heerde kochen, und wirft vom gemeinen Alaune so viel hinein, als sich darinn auflösen lässt.  Die gekochte Farbenbrühe wird nun in ein Gefäss mit klarem Wasser gegossen, worein eine gelbe Farbe zu Boden fällt.  Man giesst das Wasser ab, und frisches darauf, und solches wiederholt man so lange, bis die Farbe von der Lauge, und Alaunsalz gänzlich abgesüsset ist.  Alsdenn streuet man den reinen gelben Farbensatz auf Tücher, und lässt die Farbe trocknen.  Diese vermischt man mit Firniss, und malt damit auf Tapeten, welches eine schöne gelbe Farbe giebt.

IX.
Gelbes Garn zum Federwildpret.

Da die Vögel vor einem weissen Garn erschrecken, färbt man dieses Vogelgarn.  Man kann ein solches Vogelgarn also gelb färben, wenn man mit ganzen Händen voll Schellkraut dieses Garn reibt, und es sodenn trocken werden lässt.

X.
Gelbe Farbe des Leders.

Das sämisch Garnleder wird schon durch das Walken mit Thran gelblich, man giebt ihm aber überdem noch einen gelben Anstrich mit fein zerstossener gelben Erde und Kreide mit Wasser vermischt, und trägt diese Farbe mit einer Bürste auf.  Nachdem man viel oder wenig Kreide dazu nimmt, wird das Leder dunkel oder hellgelb.  Dieses Leder wird insgemein mit der Farbe auf der Fleischseite angestrichen, da es denn vorher auf dieser Seite mit einem Schlichtmond geschlichtet, und hiedurch völlig geebnet werden muss.  Auch muss das Leder jederzeit nach dem Färben auf der Stolle gestellet werden, wodurch man es wieder weich und geschmeidig macht, weil es durch das Färben hart und klaprich wird.  Man mischet auch öfters, wenn man altes sämischgares Leder gelb anstreichen will, unter die gelbe Erde etwas Baumöl, welches aber mit dem Wasser und der Erde sehr gut zerschlagen, und vermengt werden muss.  Das Leder wird hiedurch nach dem Anstreichen milde und weich, und dienet hier das Baumöl statt des Stollens, oder Schlichtens des neuen Leders.  Der itzt gedachte Anstrich des Leders ist nur unbeträchtlich und vergänglich, allein die beste und dauerhafteste gelbe Farbe hat der Saffian.  Soll der Saffian diese Farbe auf der Narbenseite bekommen, so bringt man ihn zuerst in eine Lauge von pulverisirten Galläpfeln mit Wasser, die aber wegfällt, wenn die Felle mit Schmack gegerbet sind.  Hierauf färbt man das Leder mit einer Brühe von Kreuzbeeren.  Zuletzt werden die Fälle gewaschen, ausgezogen, gefettet, getrocknet, blankgestossen, und endlich gekrispelt.
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