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98             Vierter Abschnitt.

mit Mauersteinen eingefassten Pflaster sammelt.  Man kalzinirt dieses After aber allein, und zwar so lange, bis alles sich in Kalk verwandelt hat.  Das also geschlemmte und getrocknete Pulver wird nunmehr in den zweiten, oder Farbeofen, und in die dazu bestimmte Töpfe gebracht.  Die Beschreibung dieses zweiten Mennigsofens wird eben weiter unten folgen.

Man thut ein dazu bestimmtes Maass voll hinein, welches ungefähr 32 Pf. wieget.  Sie werden davon etwas mehr, als den vierten Theil voll.  Man breitet die Masse in demselben gleichförmig auf, bedeckt ihre Oeffnung mit einem vorgesetzten Stück Ziegelsteine, damit die Hitze nicht herausgehe, und feuert abermal mit Scheiten Holz, die so lang sind, als der innere Raum des Ofens selbst ist, damit die Flamme auch auf den entferntesten Topf spielen kann.  Das Holz muss eine starke Flamme geben, um die Töpfe zu berühren.  Auf einen stäts gleichmässigen Grad des Feuers durch die ganze Operazion kömmt es wohl nicht an.  Zu stark darf es nie werden, aber schwächer, unter dem gehörigen Punkte kann es zuweilen immer seyn.  Bei einem gemässigten Feuer bleibt der Kalk bei langen Tagen zween Tage, und eine Nacht, in kurzen Tagen aber zween Tage, und zwo Nächte, mithin an zweimal vier und zwanzig Stunden in dem Ofen, bis es gute Mennige wird.  Dabei wird die röther werdende Masse in den Töpfen, jede kleine halbe Stunde ungefähr, fleissig und genau umgerührt.  Dieses geschieht mit einem kleinen speerähnlichen, und zweischneidigen ziemlich scharfen eisernen Spatel, so der Tiefe des Topfs gemäss ist.  Man bewegt sie von Oeffnung des Topfes an, bis nach dessen Boden zu, in Spirallinien, so, dass man dabei stäts die innere Wand des Topfs berührt, und auf gewisse Art schabt.  Widrigenfalls setzen sich kleine kalkartige Scheiben, wie zerbrochene Eyerschaalen, der Dicke nach, die eine Art von Bleiglas oder Glätte sind, an die Töpfe an.  Nach Verlauf der angegebenen Zeit ist nun die ordinäre Mennige fertig.  Sie hat, wenn sie noch heiss ist, eine dunkle ockerrothe Farbe, je länger man das Blei kalzinirt, desto schöner wird die Farbe.  Die fertige und erkaltete Farbe wird mit einem eisernen Löffel, der in die Oeffnung der Töpfe passt, herausgenommen und gesiebet.  Das Sieben, welches die dritte Arbeit der Mennige ist, geschiehet, um die Unbequemlichkeiten des Staubes, und den damit verknüpften Verlust zu verhüten, in einem viereckigten Kasten, der folgendermassen eingerichtet ist: In der Mitte desselben sind zween paralellaufende Queerstäbe, in solcher Entfernung von einander angebracht, dass sie in dem Falz, den man hineingeschnitten hat, das feine Drahtsieb, durch welches die Farbe durchgeschlagen werden soll, aufnehmen, und man dasselbe zwischen, oder auf diesen Queerstäben, hin und her bewegen kann.

Von dem Siebe selbst geht ein Stiel aus der einen Seite des Kastens hinaus, der an dem einen Arm einer nahe bei dem Kasten befindlichen senkrechten Stange befestiget werden kann.  Dieser einfache äussere Apparat kann auf die nämliche Art, wie der Rührhacken beim Umrühren des Bleies von dem Kammrade, und seiner Welle in Bewe-
gung