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Von der rothen Farbe für verschiedene Künstler und Handwerker.     111

gehends aber immer ein Fell nach dem andern, durch eine Farbe, die aus Gummilack und andern Ingredienzen, welche sie geheim halten, gemacht ist, wiederholen dieses Eintauchen in diese Farbe zum öftern, bis die Felle gefärbt genug sind.  Sie waschen solche darauf im klaren Wasser ab, breiten oder strecken sie aus, und lassen sie 12 Stunden lang abtropfen.  Hierauf tauchen sie solche in einen Aufguβ von gepülverten Galläpfeln, und treiben sie einen ganzen Tag lang mit Stöcken beständig herum.  Sie hängen sie darauf wieder auf eine Stange, die queer über den Kessel ist, und lassen sie wieder die ganze Nacht hindurch abtropfen, beobachten aber dabei dieses: daβ sie die Felle so legen, daβ die rothe Seite des einen gegen die weiβe Seite des andern zu liegen kommt, damit die Farbe nicht durch das wechselweise Reiben verdorben werde.  Den andern Tag rühren sie das Galläpfelwasser um, ziehen die Felle noch einmal durch und lassen sie 24 Stunden lang darinn liegen.

In Frankreich hat man es dahin gebracht, daβ man diese Art zu färben nachgemacht hat, und in Marseille beobachtet man zu diesem Ende folgendes Verfahren: Man suchet dazu den Gummilack in Röhrlein aus, der in der Farbe am höchsten ist, man stöβt denselben und pulvert ihn, nachdem man das Holzwerk davon abgesondert hat, wirft solchen sodenn in heisses Wasser, in welchem recht gute Galläpfel, Alaun und ein wenig Cochenille abgekocht worden.  Wenn nun diese Farbe gemacht ist, so ziehet man die Ziegenfelle hindurch, die vorher auf eine besondere Weise zugerichtet worden sind.  Diese Zurichtung bestehet darinn, daβ man diese Felle in einer Beitze, die von Hundskoth gemacht ist, einweichet, weil dieser Koth viel flüchtiges Alkali in sich hat, welches sehr gut ist, die Farbe höher zu machen, ja noch besser als Lohe oder andere dergleichen Dinge.  Wenn diese Felle wohl ausgewaschen, und doppelt zusammen genähet sind, damit die Farbe nur auf einer Seite anfallen könne, so werden sie in erstgemeldeter Farbe eingetaucht, bis sie genug gefärbt sind.  Hernach läβt man sie trocken werden, und giebt ihnen den Glanz, indem man sie mit Leinöl einreibet.

VI.
Rothes Pergament.

Man überstreiche das Pergament mit rothem Brasilienwasser so oft, bis es roth genug ist; oder man reibt eine rothe Farbe, welche man will, mit reinem Wasser auf einem Steine recht fein, läβt sie trocken werden, temperirt sie mit einem Gummi- oder Leimwasser, oder mit Eyerklar oder Tragant, und läβt sie ein paar Tage in Regenwasser auflösen.

VII.
Roth mit Kugellack Papier zu färben.

Man nimmt Kugellack, den man mit Brandtwein abreibet, mischt hernach Brasilienbrühe darunter, in einen Topf gethan, Gummi darunter zerlassen, und alsdenn damit angestrichen.

VIII.