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Von der rothen Farbe für verschiedene Künstler und Handwerker.    113

In dieses Wasser thue man ein wenig Stärkmehl, und wenn die Brühe mehr als laulich ist, schüttet man ein klein wenig mehr, als das erstemal pulverisirte Cochenille hinzu.  Ehe die Brühe zu kochen anfängt, thut man eben so viel, als das erstemal von vorgedachter Composizion darein.  Man lässt alsdenn die Brühe einmal durchwallen, nimmt sie sodenn vom Feuer, und lässt sie erkalten.  In diese Brühe nun werden die Federn gelegt, und sie bleiben so lange darinn liegen, bis man glaubt, dass sie gut sind.  Da die Federn nicht in der heissen Brühe gefärbt werden können, sondern dieses kalt geschehen muss, so muss man auch allemal die Brühe etwas stärker einrichten, als wenn man Wolle färbete.

X.
Rothes Siegellack.

Man stelle ein wohl glasirtes irdenes Gefäss mit 3 Füssen oder Rollen über ein nicht gar starkes Kohlfeuer, und thue 8 Loth venedischen Terpentin darein.  Wenn dieser also zerflossen ist, so rührt man 14 Loth fein zerstossenes Gummilack in tabulis, oder Schellack mit einem eisernen Spatel so lange untereinander, bis es zerfliesst wie ein gelber Honig.  Ist dieses geschehen, so nimmt man das Gefäss von dem Kohlfeuer herab, und rühret nach und nach, aber recht geschwind und fleissig 8 bis 10 Loth Zinnober, der durch die Kunst verfertiget worden, hinein, bis die ganze Masse durch und durch schön roth ist.  Findet man es nöthig, unter dem Umrühren die Materie etwas flüssiger zu machen, so kann man das Gefäss wieder erwärmen, und fängt sodann an, von der Masse 2 Loth geschwind herauszuwägen, weil eine jede Stange eigentlich so schwer seyn soll.

Nun nimmt man einen schönen glatten Marmorstein, oder eine dicke starke Glastafel, und ein abgehobeltes glattes Bretlein von Birnbaumholz, in der Breite einer Hand, und in der Länge einer Riegelstange, mit dieser wälzet man die Stange in ihrer Länge und gleiche Runde.  Alsdenn sticht man mit einer geraden Schuhaale eines Zoll breit, hinten und vorne nach der Länge ein Loch hinein, und leget die Stange also auf ein ebenes Brett oder Glastafel, damit sie kalt und hart werde.  Auf diese Art verfährt man mit der ganzen Masse bis alles ausgearbeitet ist.  Sodann aber giebt man den Stangen den Glanz auf folgende Weise:

Man nimmt eine Schüssel mit Asche, darauf legt man kleine glühende Kohlen von Buchenholz, nimmt eine von den verfertigten Siegelstangen, steckt hinten und vorne in ein jedes von den schon gemachten Löchern eine Aale, und hält die Stange unter ganz langsamen Umwenden über die glühenden Kohlen, bis sie schön glänzend wird.  Alsdenn überrollt man sie schön eben, und leget sie auf die Seite.  Auf diese Weise verfährt man mit allen übrigen.  Nun nimmt man eine Stange nach der andern, schmelzt an derselben die Löchlein über den Kohlen zu, und drücke eine kleine Devise, oder sonst ein kleines Petschaft darauf.  Dieses Siegellack wird gewiss sehr fein, schön roth und fliessend seyn.
                 P            An-