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Von der grünen Farbe für die Maler.        117

zubereitete Farbe, indem sie aufgestrichen wird, sehr sehäumet, daher man niemals neuen reinen glatten Anstrich erlangt.

II.
Braunschweigisches Grün.

Man glaubt heut zu Tage, und die Erfahrung bestätiget es, dass kein einziges Grün, in Wetter und Luft, wo es die Maler zum Anstrich vieler Dinge nöthig haben, dauerhaft sey.  Selbst der Grünspan und die grüne Erde verbleichen in weniger Zeit.  Unsere Maler aber sind auch nicht vermögend, die Dauerhaftigkeit dieser Farbe, durch die Vermischung mit Bleiweiss, und Leinöl zu verschaffen.  Wenn der erste Anstrich auch noch so schön aussieht, so bemerket man doch, dass nach einem Jahre alle grüne Farbe durch Wind und Wetter abgeschossen, verbleichet, und unkennbar geworden, und dass solchergestalt alle angewandte Malerkosten vergeblich gewesen.  Man könnte auch das Berlinerblau brauchen, welches sich nach einiger Zeit in ein blosses Grün verwandelt; es ist aber ebenfalls unbeständig.  Das Berggrün, und Saftgrün sind ebenfalls zu Oelfarben wenig, oder gar nicht zu gebrauchen.  Man hat daher schon längst gewünscht, statt aller dieser Farben, insonderheit des im Wetter so sehr verschiessenden Grünspans, ein anderes dauerhafteres Grün zu haben.  Viele Chemisten haben sich Mühe gegeben solches zu erfinden; der gesuchte Endzweck ist doch bei aller Bemühung nicht erreichet worden.  Nur den Herren Brüdern Gravenhorst in Braunschweig ist es nach vielen Versuchen geglückt, ein solches Grün zu erfinden.  Sie nennen es das Braunschweigergrün.  In sich ist das Braunschweigische Grün ein zerfressenes Kupfer, nicht aber wie der Grünspan durch die Essigsäure, sondern durch eine beständigere; weswegen es in Wind und Wetter auch beständiger ist.

III.
Grünspan.

Grünspan, Kupfergrün, ist ein grüner Rost, besonders der künstliche, der aus dem Kupfer mittelst der Essigsäure hervorgebracht wird, oder ein von der Essigsäure zerfressenes, und aus seiner metallischen Mischung gesetztes Kupfer.

Diesen zu erzeugen, gehören zweierlei Ingredienzen dazu, nämlich Kupfer und Wein.  Das Kupfer, welches man dazu nimmt, muss sehr gereiniget, verfeinert, und überaus geschmeidig seyn.  Ausser der Geschmeidigkeit des Kupfers, ist dessen wohlfeiler Preiss eine Haupterforderniss, weil sonst die Kösten der Fabrizirung allen Gewinn verschlingen.

Das zweite Ingredienz sind: Wein, und Weintraubenkörne.  Diese sind wesentlich nothwendig.  Vitriol, Alaun, Küchensalz, Salpeter, Salmiak thun zwar eine ähnliche, aber nicht dieselbe Wirkung, sie zernagen und zerfressen zwar das Kupfer, und machen des-