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118                Fünfter Abschnitt.

desselben Oberfläche auch grün, aber sie bringen keinen wahren guten, in Wasser, Urin, Wein vollkommen auflösbaren Grünspan hervor, zu geschweigen, dass Salmiak dazu viel zu kostbar ist.  Auf die Stärke des Weines kömmt viel an, je mehr Geistigkeit, Weinstein, und Gährungsgeiste die Weintrauben haben, desto wirksamer sind sie in Ersparung des Grünspannes.  Der Wein muss Feuer haben.  Der Muskateller soll vorzüglich Eigenschaften zu diesen Behuf besitzen.

Es werden aber zum Grünspanmachen nicht die Weintrestern, das ist, die ausgepressten Hülsen- und Beerenhäute, sondern die blossen Weintraubenkämme, das ist die hölzernen Theile der Weintraube, woran die Beeren gehangen haben, genommen.

Unter den meisten Verfahrungsarten scheint folgende die ächteste zu seyn.  Es wird ein möglichst verfeinertes, und geschmeidiges Kupfer dazu ausgesucht.  Dieses wird in kleine viereckige dünne Platten geschnitten.  Diese Kupferbleche werden auf der Oberfläche geebnet, und gleich geschlagen, damit auf derselben keine Ungleichheiten zurückbleiben.  Man leget sie etliche Tage vor der Einweichung in grüngewordene Kupferasche.  Die zu dieser Verrichtung bestimmten Weintraubenkämme, müssen von den Beerenhülsen völlig gereinigt seyn, und alsdenn an der Sonne wohl getrocknet, oft umgewendet, und dergestalt ausgedörret werden, dass von dem darinn befindlichen gährenden sauren Wasser nichts zurückbleibe.  Sie müssen sorgfältig vor Oel, und andern Fettigkeiten in Acht genommen werden, indem sie solche begierig einschlucken, und dadurch zu diesem Zwecke untauglich werden.  Die ganz ausgetrockneten Kämme werden mit säuerlichem geistigen Weine angefeuchtet und gesättiget, welches wiederholet wird.  Alsdenn weichet man sie 8 Tage darinn ein.  Der Wein muss etwas sauer zu werden anfangen, aber doch nicht bis zum Essigwerden gegohren haben.  Die Essigschärfe taugt hiezu schlechterdings nichts. Nach 8 Tagen nimmt man die eingeweichten Weintraubenkämme heraus, und lässt sie in einem Korbe abtröpfeln.  Alsdenn legt man sie schichtweise in das dazu gewidmete Gefäss.  Dieses muss von grauem Thon bis zum Grade des Küchengeschirres gebrannt, aber ohne Glasur seyn, vor der Operazion aber, weil es sonst durchdringlich seyn würde, mit dergleichen wo möglich vorher zum Grünspannmachen gebrauchtem Weine getränket werden.  In dieses ungefirnisste, und von dem Weine wohl durchzogene Gefäss werden alsdenn die Traubenkämme schichtweise gelegt.  Zu jeder Schicht, und Lage werden 4 Pfund der eingeweichten und durchgenetzten Kämme genommen.  Es werden 4 Pinten Wein darauf gegossen.  Das mit den Schichten angefüllte Gefäss wird hierauf mit einem von Dornen, und Rockenstroh, mit einem schliessenden Rande verfertigten Deckel fest zugedeckt.  Nach 2 Tagen werden die Kämme etwas umgerührt, und man kontinuirt damit so lange, bis sie zu einem solchen Grade der Gährung gekommen sind, dass der Wein ganz trübe geworden, und die Kämme einen stärkeren durchdringenderen Geruch von sich geben.  Alsdenn werden zwischen jede Schicht desselben die Kupferbleche fest nebeneinander gelegt, und man muss diesen Augenblick nicht verlieren, weil der penetrante saure Spiritus