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166                  Achter Abschnitt.

I.

Vorschrift, das Carminroth zu zubereiten.

Erstens, aus der Cochenille.

Wie theuer der ächte Carmin sey, ist jedem Maler und Zeichner bekannt, wie er aber gemacht werde, wissen gewiss wenige, sonst wäre er nicht so theuer; denn wer ihn selbst machen kann, dem kömmt er doch nur halb so halb so hoch zu stehen, als er ihn beim Kaufen bezahlen muss.  Der ächte Carmin wird aus der Cochenille gemacht, und eben um desswillen muss er freilich immer etwas theuer seyn.
   N. 4 Loth Cochenille.
      6 Loth schönen weissen, aber rohen Weinstein.
      8 Loth Zinnsoluzion.
Die Cochenille, so wie der Weinstein werden gestossen, zart gepülvert und gesiebt.  Ohngefähr 6 Maass Wasser, oder nach dem Gewicht 16 bis 18 Pfund werden in einem kupfernen Kessel übers Feuer gethan, wenn das Waser handheiss ist, wird zuerst die Cochenille hinein gerührt, und etwa eine halbe Stunde damit gekocht, hernach der Weinstein, und mit diesem bis auf die Hälfte eingekocht, erst alsdenn giesst man auch die Zinnsoluzion noch darzu, und lässt sofort alles zusammen noch eine halbe Stunde kochen.  Nun wird die Farbebrühe vom Feuer gethan, und lässt sie in ein ander sauber Geschirr duch ein weiss leinen Tuch laufen, damit die gröbere unaufgelösste erdichte Theile des Weinsteins, und die häutigen Theile der Cochenille sammt andern Unreinigkeiten zurückbleiben, und man eine klare reine Farbebrühe bekommt.  Darzu wird hernach noch mehr kaltes frisches Wasser gegossen, um die Brühe mehr zu verdünnen.  Wenn sie etwa 12 Stunden lang gestanden ist, so lässt man sie nochmals durch das leinen Tuch laufen, damit die noch zurückgebliebenen gröberen Theile, welche nicht zur Farbe gehören, vollends davon kommen, und man sich dadurch einer recht reinen Brühe versichert halten kann, weil an der Reinigkeit dieser Farbe so viel gelegen ist, um einen recht schönen Carmin davon zu bekommen.

Die Zinnsoluzion ist das einzige beste Mittel zur Entwicklung der elementarischen Farbetheile der Cochenille, weil sie aber die Farbe nicht so ganz ins Hochfeuerrothe treibt, sondern einigermassen ins Carmosinrothe, so wird noch die Weinsteinsäure damit verbunden, welche der Farbe ihr Feuer, aber keinen Glanz giebt, sondern sie vielmehr matt macht, in Verbindung beider Säuren miteinander erhält die rothe Farbe erst ihren Glanz und höchstes Feuer der Lebhaftigkeit zugleich.

Diese Zinnsoluzion wird also gemacht.  

N.