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Von Farbentuschen rc.           171

trocknet werde.  Dieses darf weder an der Sonne, noch beim warmen Ofen geschehen; denn würde man sie des Sommers frei und offen an die Sonne hinstellen, so würde sie zwar wohl am baldesten trocken seyn, aber sie würde von der Sonnenhitze eine Schwärze auf der Oberfläche annehmen, und darneben viel zu hart und steinartig werden, mithin würde sie nicht nur viel von ihrer Schönheit verlieren, sondern auch gar übel abzureiben und fein su machen seyn.

Was im Sommer die Hitze der Sonne verdirbt, das thut im Winter die nahe Ofenwärme, ja diese ist noch schädlicher, und der Schönheit jeder nachtheiliger.  Gleichwohl kann das Abtrocknen im Winter auch nicht in der Kälte geschehen; denn gefrieren dürfen die Farben eben so wenig, weil die Salztheile einer entwickelten Farbe dadurch verloren gehen, und folglich dieselbe eines Hauptbestandtheiles zu ihrer Dauerhaftigkeit beraubt würde.

Auch nicht offen an freier Luft des Sommers, obschon im Schatten, soll man die Farben abtrocknen, sondern auf eine solche Art unter einem Obdach, dass es nicht darein regnen, oder des Nachts der Thau nicht darein fallen kann, übrigens nur leicht bedeckt, dass die Luft das Ihrige zum langsamen Abtrocknen mitwirken, aber dass weder Staub, noch andere Unreinigkeiten darein fallen können.  Die Morgenseite eines Hauses ist dazu immer am tauglichsten, die Mittagsseite und Abendseite hingegen am wenigsten geschickt; denn erstere hat zu viel Hitze, und letztere ist den Sturmwinden zu sehr ausgesetzt.  Eben so muss man des Winters  beim Abtrocknen in der Stube die Farbe so weit als möglich vom Ofen entfernt halten, und vor dem Staub, Rauch und andern Ungelegenheiten eines bewohnten warmen Zimmers bedecken und bewahren.

Man lässt die Farbmasse so lange zum Abtrocknen stehen, bis sie zuerst Risse bekömmt, hernach immer in kleinere Theile, und zuletzt beinahe schon in ein Pulver zerfällt.  Dieses geschieht um so viel eher, je mehr alles vorher, und alsdann das Abtrocknen selbst mit möglichstem Fleisse und Sorgfalt traktirt worden ist.  Alles demnach, was dieser Farbenmasse an ihrer Reinigkeit, Schönheit und Dauerhaftigkeit Abbruch thun kann, muss man dabei aufs vorsichtigste vermeiden, und wird sich hernach seines Fleisses zu erfreuen haben.  Zwar möchte manchem hiebei alles zu langsam gehen, aber man muss sich dieses nicht verdriessen lassen; denn es bringt seinen Nutzen, man mag die Farben für sich selbst gebrauchen, oder sie auf den Verkauf machen; denn je mehr Schönheit die Farben haben, desto besser werden sie bezahlt, und desto mehr Liebhaber finden sie.

Noch muss man bemerken, dass das Abtrocknen der Farbmassen am besten in flachen Porzellainschalen geschieht, weil dieses die reinsten Geschirre sind, und die trocknen Farben darinn am wenigsten anhängen, vielmehr sich am liebsten losmachen.

Nach dem Abtrocknen der Farbmassen müssen sie sogleich zu Pulver gestossen und abgerieben werden.  Dieses muss aber weder in einem eisernen, noch messingenen Mörser geschehen; denn alle metallene Mörser laufen von allen noch so trockenen Dingen, wenn Salzthei-

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