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Von Farbentuschen.         205

ganz roth davon wird; worauf sie in einen andern Kolben abgegossen und wohl zugedeckt wird, auf die Galläpfel aber gießt man noch einmal frischen Wein, bis er alle Kraft vollends herausgezogen hat, und die Galläpfel ganz weiß ohne alle Kraft und Wirkung da liegen. Die Brühe wird zur vorigen gegossen, und man filtrirt sie durch ein leinen Tuch und hebt sie in Kolben wohl verwahrt zu seinem Gebrauche auf. Sie wird ganz klar, wie ein alter Wein, und ist gar ein wirksames, feines Mittel bei der Seidenfärberei. Man kann diese Galläpfeltinktur zu manchen Farben, welche sehr dunkel werden sollen, mit grossem Vortheil gebrauchen, sie ist viel kräftiger, wirksamer und dabei reiner als ein Absud von Galläpfeln, der immer etwas unrein, trüb und schleimicht ist. Weil nun sowohl diese Galläpfeltinktur, als die Eisen- und Blauholzbrühe, alle drei ganz klar, rein und helle sind, und an der Reinigkeit der Tusche so viel gelegen ist, so wird ein jeder wohl begreifen, auch bei der ersten Probe finden, mit wie viel Vortheil er dieselben zu den schwarzen Tuschen anwenden könne, wie schön und fein sie davon werden, und wie wohl er alle andere schwarzen Tusche dabei entbehren könne, sie mögen herkommen, von wo sie wollen, oder heissen, wie sie wollen.

Wir haben nun bis daher alle sowohl einfärbigen als vermischten Farbentusche untersucht und ihre Verfertigung beschrieben, nur das Weiße fehlt noch, welches man sonst bei allen auf den Kauf gemachten Malerfarben und so auch unter den gefärbten Tuschen antrift; bei unsern Tuschen aber kann die weiße Farbe nicht Statt finden, in soferne es lauter Pflanzenfarben sind, sondern wer zu unsern gefärbten Tuschen auch das Weiße haben will, der muß sich solches nothwendig kaufen, weil man keine anderen als mineralische weiße Erdfarben findet, wer also auf dunklen Grund zur Malerei die weiße Farbe braucht, der muß sich an diese halten.

Wenn wir unsere Vorschriften nur für geübte Maler gegeben hätten, so wären nicht mehr als 4 einfache Farben als 4 Hauptfarben, nämlich Roth Nr. 1. Gelb Nr. 4. Blau Nr. 5. und Schwarz Nr. 12. dazu nöthig gewesen, denn aus diesen 4 einfachen Farben kann ein Maler durch schickliche Vermischung millionenfache andere Farbenschattirungen hervorbringen. Wer demnach als Zeichner und Maler seine Farben selbst machen will, der bedarf nur blos dieser nur blos dieser gedachten 4 einfachen Farben, nur diese befleisse er sich recht fein, schön, lebhaft und von gehöriger Stärke der Farbe zu machen, so ist keine Farbe unter, über und auf Gottes weiter Schöpfung, die er nicht nach seiner Willkühr daraus entweder durch ihre Vermischungen oder durch ihre Verdünnungen erzeugen könnte. Nur diese 4 einfachen Farben sind also für einen Maler und Zeichner ein reicher Schatz und unerschöpfliche Quelle des Verdienstes, weil die ganze Färberei und Malerei ihren Grund darinn hat. 

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