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210       Achter Abschnitt.

kann auch kein Zinnober oder Scharlach ähnliches Roth zum Drucken und Malen auf Kottune und Leinwande gemacht werden, ohne Roth und Gelb miteinander zu vermischen.

Es kommt aber hiebei alles auf dasjenige Gelb an, welches man dazu wählt.  Diejenigen gelben Farben, welche schwächer als Goldgelb, mithin nur Citron- Schwefel- oder Strohgelb sind, taugen dazu nicht, weil sie ins Grüne spielen, und auch in Vermischung mit dem Blauen zum Grünen gebraucht werden.  Den Orlean hingegen haben wir aus folgenden Gründen dazu am besten gefunden.

1) Weil er schon an sich das feurigste Gold ähnliche Gelb giebt, wenn er recht enwickelt wird.

2) Weil dieses Gelbe mit dem Feuerrothen schon am nächsten verwandt ist, und durch dazu bringende Säuern schon ganz feuerroth wird.

3) Weil alles Hochrothe ohnehin nur durch viele Säure gemacht und entwickelt wird, die Vermischung desselben also mit dem Orleangelben nothwendig ein feuriges, schönes Zinnober- oder Scharlachroth hervorbringen muß.

Bei der Wolle, als einem thierischen Produkt, bedienet man sich aber zum Scharlachrothen des Orleans nicht, sondern nimmt dazu andere gelbe Farben.  Hingegen ist bei Baumwoll- oder Leinen, als Pflanzenprodukten, der Fernambuk besser, als die Cochenille.

Wie man mit dem Rothen und Gelben zu verfahren hat, um sie gehörig zu entwickeln, haben wir schon bei den Tuschen gesagt.  Wir wollen also hier nur noch so viel erinnern, daß zu dem Hochfeuer- oder Zinnoberrothen jede dieser zwei Farben für sich allein zuvor entwickelt und fertig gemacht werden müsse.

Wenn man also ein Hochfeuer- oder Zinnoberroth auf Kottune und Leinwande machen will, so nimmt man zuerst die entwickelte und filtrirte satte rothe Fernambukbrühe, und mischt darunter von dem ebenfalls besonders entwickelten und filtrirten Orleangelben so viel, bis man seine Farbe nach dem Gesicht in der Brühe hat, alsdann wird sie gummirt und aufgedruckt.  Das Gummiren muß aber nicht mit Kläre geschehen, weil dieselbe zu viel alkalisch und carmirt ist.  Ob man seine rechte Farbe habe, muß man nach dem Gummiren mit dem Pinsel probiren, und kann sodann, wenn es nöthig ist, von dem Rothen oder Gelben noch mehr zumischen, bis die Farbe recht ist. 

Die-