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Von Farbentuschen.     235

Wenn das Holz auf diese Art gereinigt ist, so kann man unsere fertigen Tusche, zur Malerei desselben so gut, wie zu jeder andern Malerei gebrauchen; man hat aber noch den besondern Vortheil davon, dass diese Farben als feine Pflanzenfarben dem Holz mehr eigen sind, als die mineralischen Erdfarben, und nicht auf der Oberfläche allein, wo und wie sie aufgetragen werden, sitzen bleiben, folglich auch gar leicht auf mancherlei Art verwischt werden können, sondern dass sie auch als entwickelte Farben sich einätzen und festsetzen, mithin eine solche Malerei auf Holz vielmehr Dauer hat.

Wer hingegen selbst viel auf Holz malt, der hat eben nicht nöthig, darzu die fertigen und abgetrockneten Tusche zu nehmen, weil er sie ja aufs Neue erst wieder zum Gebrauch seiner Malerei mit Wasser auflösen müsste, sondern man nimmt darzu die nitdergeschlagenen und mit Wasser ausgesüssten färbenden Theile, und lösst darinn so viel fein gesiebten Gummi auf, dass man die Farbe noch wohl auftragen, und in verschiedenen Schattirungen mit dem Pinsel verziehen kann.  Dadurch erspart man sich die Mühe der Abtrocknung und Wiederauflösung der Tusche im Wasser, aber wenn der Gummi unter die Farbe gemischt, und darinn zerlassen wird, so muss man sie ebenfalls auch in dem Serpentinmörser, oder auf dem Reibstein ganz fein abreiben, um sie zur feinsten Malerei auf Holz gebrauchen und auftragen zu können.  Ganz ungummirt würden diese niedergeschlagene und ausgesüsste Farben zur Malerei auf Holz nicht taugen, weil die Farben auf dem Holz ausfliessen würden: denn das Holz mag so fest in seinem Gefüge seyn, als es will, so fliesst doch alle Flüssigkeit, die keinen Leim oder Gummi hat, gern darauf aus.  Aber auch zu dick darf man sie nicht gummiren, sonst wäre nicht gut damit zu malen.

Im andern Falle, wo die Farben auf das Holz in gewisse Tiese eingeätzt werden sollen, erfordert es schon nicht blos eine äussere Reinigung des Holzes auf seiner Oberfläche, sondern noch eine weitere Vorbereitung desselben, die wir aber nicht so genau angeben können, weil wir selbst keine Künstler in diesem Fache sind.  Unserer Meinung nach müssen alle Figuren, die man einätzen will, zuvor aufs Holz gezeichnet, radirt, geschnitten oder gestochen werden, wobei alsdenn dasjenige, was Farben bekommen soll, mit Alaunwasser, oder mit Zinnsoluzion gebeizt wird, letztere insbesondere muss darzu bessere Dienste thun, zur Schönheit und Festigkeit der Farben, als alles andere.  Wenn diese Beize darauf trocken geworden ist, so kann man hernach die niedergeschlagenen Farben darauf bringen; aber auch ohne diese vorherige Beize des Holzes darf man die niedergeschlagenen Farben auf das Holz tragen, nur müssen sie nicht zuvor ausgesüsst, und ihrer ätzenden Salztheile beraubt werden, sonst würden sie sich ohne vorherige Beize des Holzes nicht wohl einätzen, wenigstens nicht so festsetzen.  Solche eingeätzte Farben, die ohnehin als feine entwickelte Pflanzen farben gerne tief in das Holz eindringen, sind sehr dauerhaft, und können nicht nur abgewaschen, sondern auch durch den Hobel oder andere Mittel abgezogen werden, wenn sie unrein worden sind.

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