Viewing page 287 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

Von der Miniatur-Malerei.         11

Braune, röthliche oder grünliche Gründe schicken sich besser für Blondinen. Sie werden aus Rauschroth (rothen Operment) oder Rauschgelb, kalzinirter italiänischer Erde, Indigo und Weiß gemischt, mehr oder weniger von einer oder der andern dieser Farben, macht die Mischung mehr oder weniger roth. Setzt man mehr Rauschgelb oder rothes Operment zu, so werden sie röthlich; sollen sie grünlich seyn, so nimmt man mehr Blau und Weiß.

Es giebt noch simplere Gründe, die im Ganzen hinter allen Arten von Figuren und Portraits sehr gute Wirkung thun, weil sie die Karnazionen vor allen andern erhöhen, und hervorheben. Man mischet sie aus Beinschwarz oder Tusch, Beergelb und Weiß, von jeder Farbe mehr oder weniger, je nachdem der Grund dunkler oder heller seyn soll.

Die Gründe werden auf doppelte Weise gemalt; entweder punktirt man selbige, oder man ieget sie mit dicken Farben an, die man wie in der Oelmalerei überarbeitet und vertreibt. Man nennt dieses Guaschemalerei. Die punktirten Gründe sind leichter und lüftiger als die Guasche. Jene legt man lavirend an, und untermischt sie mit mancherlei Tinten, die aber nicht sehr von einander verschieden seyn dürfen. Vereinigt werden sie mit leichter Hand durch sanfte Punkte. Man mengt unter dieselben zarte Tinten von Ultramarin. Das Ultramarin ist eine sehr lüftige Farbe, die sich nie ändert.

Die Guaschegründe sind von breiterer Manier; durch die Wahl des Ganzen können sie aber ebenfalls zurückweichend werden, und die Arbeit gehet schneller. Es ist dabei folgendes zu bemerken: Die Mischungen macht man in Muscheln, Schalen, oder auf einer besondern Palette. Man beobachtet hiebei die sehr nöthige Vorsicht, sich einen hinlänglichen Vorrath zu mengen; denn wenn die Farbe zu bald ausgeht, so hält es schwer, sie zum zweitenmale so zu treffen, daß sie nicht dunkler oder heller wäre. Man muß auch stäts vorher seine Tinten bereiten, die wenig von einander verschieden seyn dürfen.

Die beiden hellsten werden den stärksten Schatten des Bildes zur Seite gesetzt, so, daß die hellere dem Gegenstande immer am nächsten stehet. Die zwei andern kommen an die Lichtseite des Bildes, in der Ordnung, so, daß der Rand des Gemäldes immer dunkler ist, als die Farben, die den Gegenstand umgeben. Diese vier Tinten werden in gleicher Dicke gemischt; denn außerdem würden einige das Pergament mehr oder weniger decken, und mit den übrigen nicht gut vereiniget werden können.

Man mischet auch braune Gründe aus Bister, Umbra oder köllnischer Erde, mit etwas Schwarz und Weiß. Sollen sie in das Gelbliche fallen, so nimmt man viel Ocker dazu; zu den grauen kömmt Indig.

Ehe der Grund angelegt wird, bedeckt und tränkt man das Pergament sehr wäßrig mit der Farbe, aus welcher er gemischt ist. Ist es trocken, so trägt man in breiten Strichen sogleich und schnell als möglich eine dickere Lage auf, wobei man aber eine Stelle, ehe sie angezogen hat, nie zweimal mit dem Pinsel berühren darf, weil der zweite Strich den ersten wieder wegnimmt, besonders wenn man mit schwerer Hand malt.

B 2           Malt