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Von der Miniatur-Malerei.       17

Perlen legt man mit Weiss und etwas Blau an, und schattirt und rundet sie mit der nämlichen aber etwas stärkern Farbe.  Beinahe in die Mitte auf der Lichtseite, setzt man einen kleinen ganz weissen Punkt, und auf der Schattenseite giebt man ihnen mit Bleigelb einen Reflex; unter dieselben aber kommt ein kleiner Schatten, von der Farbe des Grundes, auf welchem sie ruhen.

Diamanten und andere Edelgesteine.  Die Diamanten werden mit unvermischtem Schwarz angelegt, und auf der Lichtseite mit kleinen weissen Strichen erhöht.  Eben auf diese Art malt man auch andere Edelsteine; nur die Farbe wird verändert.

Gold- und Silberarbeit.  Man legt das Gold mit geriebenem Golde an, und schattirt mit Gallstein, oder Drachenblut.  Eben so das Silber, nur wird es mit Indig schattirt.

Eisen wird mit Indig, etwas Schwarz und Weiss angelegt, mit purem Indig vollendet, und mit Weiss erhöht.

Feuer und Flamme; die Lichter mit Blei- und Rauschgelb, und die Schatten mit Zinnober und Karmin, welche man noch unter jene mischt.

Rauch malt man mit Schwarz, Indig und Weiss, bieweilen auch mit Bister.  Es kann auch Zinnober oder Ocker darunter gemischt werden, je nachdem man ihm eine Farbe zu geben gedenkt.

Diese Anweisung kann als Führer dienen, bis durch Zeit und Erfahrung die nöthigen Kenntnisse und Fertigkeiten erlangt werden.  Ein Hauptmittel sich der Vollkommenheit zu nähern, ist, wie schon gesagt, das Kopiren guter Originale.  So geniesst man mit Vergnügen und Ruhe der Arbeit und der Mühe anderer.  Es würde sehr schwer seyn, sich selbst überlassen, ganz durch eigene Anstrengung etwas Gutes zu Stande zu bringen.  Ein guter Kopist ist besser, als ein schlechter Erfinder.

Die Anweisung zur Mischung der verschiedenen Tinten, womit die Karnazionen und andere Dinge kolorirt werden, wird vorzüglich ihren guten Nutzen beim Malen nach Kupferstichen haben, die nichts als Schatten und Licht haben; sie wird jedoch auch Anfängern, die nach Gemälden arbeiten, und noch nicht mit den Farben umzugehen wissen, nicht unnütze seyn.  Es ist höchst nöthig, die Kräfte und Wirkungen dieser Farben zu kennen; denn die Miniaturarbeit unterscheidet sich von der Oelmalerei vorzüglich darinn, dass bei letzterer die Farben von der Palette genommen und aufgetragen werden, wie sie in dem Gemälde erscheinen; so, dass man sich nur die kleine Mühe geben darf, zu untersuchen, durch welche Farben dieses Licht, oder jener Schatten hervorgebracht wird.  In der Miniatur hingegen verliert oft die zweite Lage ihre Farbe, und erhält durch die erste Lage, auf welche man arbeitet, einen andern Ton; oder eigentlicher, beide Farben machen eine dritte, die erst die erwünschte Wirkung thut.  Und wenn gleich ein gewisses Kolorit, z. E. aus Weiss, Grün, Karmin, Blau, Rauschgelb, Bister bestünde, so würde es doch durch diese Farben nicht allemal erhalten werden, wenn man sie

II.  Band.       C