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1907 - [[?]] 3. Monday at Baddeck 
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Neue Frier [[Freier]] Presse Wien 
31 Mar 1907

Die Entwicklung Der Motorluftschiffahrt im zwanzigsten Jahrhundert. 

Dieses aktuelle Thema wird von Major Groß in einer im Verlage von Otto Salle, Berlin, erschienenen Broschüre behandelt, welche einen am 11.Oktober 1906 gelegentlich des 25. Jubiläums des deutschen Vereines für Luftschiffahrt gehaltenen Vortrag wiedergibt. Der Verfasser ist auf dem Gebiete der Luftschiffahrt einer der ersten und erfahrensten Fachleute, und gerade er erscheint in seiner Eigenschaft als Kommandeur des königlich preußischen Luftschifferbataillons in Berlin berufen, das Problem der Lenkbarkeit der Luftschiffe zu behandeln.

Der Verfasser beschäftigt sich mit der Frage des lenkbaren Luftschiffes, indem er dem Leser die drei ein verschiedened Prinzip verfolgenden Systeme vor Augen führt, ihre Vorteile und Nachteile eingehend darlegt und im Anschluß daran ihre eventuelle Verwendung als Kriegsfahrzeuge bespricht. Diese drei Typen sind : 1. Das gänzlich starre System des Grafen Zeppelin, 2. das halbstarre System Lebaudys und 3. das völlig unstarre System des Majors von Parsival.

Bei der Betrachtung der Lenkbarkeit des Luftschiffes greift der Verfasser auf die wichtigsten Versuche seit dem Jahre 1852 zurück, insbesondere auf die Versuche Renards von 1884. Diese Versuche zeigten, daß das Problem des lenkbaren Luftschiffes durchaus lösbar und nicht als eine Utopie zu betrachten sei. Offenbar war das lenkbare Luftschiff bereits schon vor vielen Jahren an sich erfunden. Es war jedoch stets unmöglich, die Erfindung in der geeignetsten Form in die Praxis umzusetzen, und zwar in Anbetracht der Verhältnisse, unter denen ein Luftschiff sich fortzusetzen hat. Wäre der Luftozean stets windstill, also ohne Luftströmung, so wurde die Lösung eine sehr einfache gewesen sein. Aber ein Luftschiff von 20 kilometern Stundengeschwindigkeit wäre unbrauchbar, da an sehr vielen Tagen des Jahres der Wind diese Geschwindigkeit erreicht, ja sogar noch übertrifft. Der Verfasser sagt hierüber: Ein Luftschiff von 40 Kilometern Stundengeschwindigkeit erreicht fängt gerade erst an, praktisch verwendbar zu werden. Leider aber wächt die erforderliche Maschinenkraft für die Vergrößerung der Geschwindigkeit in der dritten Potenz zur Eigenbewegung. Als Beispiel gibt der Verfasser das Renardsche Luftschiff „La France" an, welches mit einem Motor von 12 Pferdekräften etwa 6 Meter pro Sekunde entwickelte, was ungefähr einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde entsprechen würde. Sollte sich nun dieses Luftschiff mit doppelter Geschwindigkeit, also mit 12 Metern pro Sekunde bewegen, so müßte der Motor nicht die doppelte, sondern die achtfache Stärke, also 72 Pferdekräfte besitzen. Nun ist es ganz klar, daß zu damaliger Zeit, also im Jahre 1884 und noch viel weniger vorher ein Motor gebaut werden konnte, welchen das Luftschiff zu tragen vermocht hätte. Erst die allerneueste Zeit konnte infolge der Verbesserung des Benzinmotors, angeregt durch den Automobilrennsport, einen brauchbaren Motor für lenkbare Luftschiffe schaffen.

Es ist beim Benzinmotor möglich, bei geeigneter Konstruktion das Gewicht des Motors auf fünf, ja sogar auf [[zwei or drei]] Kilogramm per Pferdestärke zu erniedrigen. Dadurch ist natürlich das Problem des lenkbaren Luftschiffes in eine ganz neue Bahn gerückt worden. Allerdings war mit dem Einbau des leichten und kräftigen Motors allein das Problem noch nicht gelöst.

Es mußten noch eine ganze Menge anderer wichtiger Punkte erfüllt werden. Für die Erhaltung der prallen Form der Hülle, für die Sicherheit der Stabilität, für die [[--nhaltung]] des Kurses und der Steuerfähigkeit in horizontaler und vertikaler Richtung war die Schaffung ganz besonderer [[--uer?]] Organe und Anordnungen erforderlich, die sich eben [[--t?]] mit der Steigerung der Antriebskraft und Geschwindigkeit als notwendig erwiesen. In den letzten Jahren entstanden [[?]], vielfach angeregt durch die zahlreichen Fahrten von Santos-Dumont, mehrere Motorluftschiffe, so z. B. in Frankreich das vom Ingenieur Juillot für die Gebrüder Lebaudy gebaute Luftschiff, und in Deutschland wurden gleichzeitig seit Beginn dieses Jahrhunderts zwei Luftschiffe von ganz verschiedenem eigenartigem Prinzip erbaut und erprobt, die Luftschiffe von Zeppelin und Parsival zum Aufstieg kam, leider aber schon bei seiner ersten Probefahrt während der Landung strandete. Graf Zeppelin

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Transcription Notes:
z.B. = zum Beispiel