Viewing page 250 of 404

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

2. Wednesday at Bosdeck 81
Staats Zeitung New York
11 Apr 1907

Preis für Flugmaschinen.
Die „hochfliegensten" Pläne der Realisirung nahe.

Dem Aero-Club ist kürzlich von einem Millionär eine hohe Summe zugesichert worden, welche demjenigen zufallen soll, welcher bei einer noch näher zu bestimmenden Wettfahrt, an der sich nur Aeroplane betheiligen können, die besten Resultate erzielen wird. Mit den auch von anderen Mäcenen ausgesetzten Preisen wird der 

[[image]]
Figur 1.

glückliche Segler der Lüfte $200,000 als Preis erhalten.

Während die Lenkbarkeit des Luftschiffes schon zur Thatsache geworden ist un [[und]] die Herstellung lenkbarer Luftschiffe nur mehr der Vervollkommnung bedarf, wird in neuester Zeit der Flugmaschine, dem Aeroplane, das ohne Ballon den Flug nach den Wolken nimmt, erhöhte Beach-

[[image]]
Homo Volans

Vogelfügel nachgebildet. Die Flügelknochen sind durch Bambusstäbe ersetzt, welche an einer Welle über der Gondel in Charnieren [[Sharnieren]] gehen. Statt der Federn haben die Flügel der Zeiller'schen Maschine (Fig. 1) Seidenlagen, welche bei der Aufwärtsbewegung die Luft durchlassen, bei der Niederbewegung sich ab schließen. Die Flügel dienen nicht zum Emporheben des Fahrzeuges, sondern mehr um dasselbe zu halten und zu steuern. Schraubenflügel besorgen die für den Auftrieb nöthige Kraft, welche verhältnismäßig gering ist, weil die Flügel den Gleitflug ermöglichen. Als weiteres Steuer dient ein verstellbarer, dem Vogelschwanz nachgebildeter Apparat. Bis der Luftschiffer seine Maschine, die Stellung der Flügel und des Steuerapparates gehörig in der Gewalt hat, kann er sich zu seiner Sicherheit eines Ballons bedienen, welcher mit seinem Luftschiff, wie das Bild zeigt, verbunden werden kann.
Jetzt, wo das Problem der Luftschifffahrt sozusagen schon [[...]] gelöst ist und bei dem enormen Fortschritt [[...]]

Joseph und Etienne Montgolfier, zwei wohlhabende Papierfabrikanten zu Annonay in der Bretagne, beschäftigten sich neben anderen physikalischen Problemen und Experimenten, durch die Beobachtung der Wolken dazu angeregt, auch mit dem Flugprobleme. Sie versuchten zunächst kleine Papierballons mit Wasserdampf zum Aufstieg zu bringen.  Da kamen sie aber natürlich nich zum Ziele. Ebensowenig Erfolg hatten sie mit Rauch, mit dem sie ihre Ballons füllten. Daß die Wärme es ist, die den Rauch aussteigen läßt, darauf kamen sie nicht, vielmehr glaubten sie an eine geheimnisvolle Kraft hierbei, die erst noch zu entdecken sei Schließlich glaubten sie die geheimnisvolle Kraft des Rauches entdeckt zu haben, als ein Ballon, unter dem sie ein Feuer aus Stroh und gehackter Wolle entzündet hatten, sich wirklich in die Luft erhob. Nach weiteren Versuchen traten sie am 5. Juni 1783 mit ihrer Erfindung zum ersten Male an die Oeffentlichkeit. Sie füllten einen großen mit Leinwand beklebten Papierballon auf dem Marktplatze ihrer Heimathstadt mit ihrem geheimnisvollen "Dunst" und ließen ihn vor den Augen der gesammten Einwohner in die Luft steigen.

Die Akademie der Wissenschaften zu Paris lud die Montgolfiers ein, nach Paris zu kommen und dort ihre Experimente fortzusetzen. Eine Kommission wurde ernannt, welche sich hiermit beschäftigen sollte, arbeitete den Parisern aber viel zu langsam. Ein junger Gelehrter, Faujas de St. Fond, nahm daher die Sache in die Hand und setzte sich mit einem bekannten Chemiker, dem Professor Charles in Verbindung, damit dieser das Experiment wiederhole. Charles vermuthete, daß die Montgolfiers ihren Ballon nur mit Wasser 

[[image]]
Figur 5.

keiner genügende Kraft erhalten (Fig. 5). Erst in 1852 machte Henri Giffarb mit einem mit Dampf getriebenen Schrauben-Luftschiffe Versuche und erzielte den Erfolg, gefunden zu haben, daß die Theorie richtig sei. Nun folgten die zahlreichen anderen Aeronauten, welche alle die Schraube zur Erzeugnung der Bewegung benutzen. Dupuy de Lomes konstruirte in 1872 ein Luftschiff, dessen Schraube, mit Menschenkraft in Bewegung gesetzt, 2.8 Meter Eigenbewegung in der Sekunde gab. (Fig. 6). Seine Anbringung der Gondel war für spätere Aeronauten mustergiltig.

(Ein zweiter Artikel folgt.)







Transcription Notes:
ä ö ü ß