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Separatabdruck aus dem "Archiv für Geschichte der Philosophie". Bd 2911.4.
Druck und Verlag von Leonhard Simion Nf. in Berlin.

XVIII.
Ernst Mach.
(Nach einem am 26. Februar 1916 gesprochenen Nachrufe.)
Von
H. Gomperz. [[handwritten]] XII Grünbergerstr. 25 [[/handwritten]]
Vor wenigen Tagen hat uns die Kunde vom Tode Ernst Machs getroffen. Ein schwerer Verlust für die vielen, die ihn geliebt und verehrt haben, für unsere Hochschule, die durch Jahre die Ehre hatte, ihn zu den ihren zählen zu dürfen, für die Wissenschaft, die vielleicht an Forschern, nie aber an Denkern Überfluß aufweisen kann.
Ist diese leidtragende Wissenschaft Physik oder Philosophie? Originaldenker sind in das schon bestehende Fachwerk von Wissenschaftsbetrieben nicht immer ganz leicht einzuordnen.
Mach selbst sagt (Anal. d. Empfdgg. ^1, S. 21, A. 14): "Ich mache keinen Anspruch auf den Namen eines Philosophen. Ich wünsche nur in der Physik einen Standpunkt einzunehmen, den man nicht sofort zu wechseln braucht, wenn man in das Gebiet einer anderen Wissenschaft hinüberblickt, da schließlich doch alle ein Ganzes bilden sollen."
Damit dürfte er im Grunde recht behalten. Freilich ist er selbst manchmal über diese Linie etwas hinausgegangen. Gleich auf dem nächsten Blatt (S.23) sagt er von einer bestimmten Grundanschauung:  "Sie kann (ohne sich als Philosophie auszugeben) gegenwärtig allen Erfahrungsgebieten gegenüber festgehalten werden, sie ist also diejenige, welche mit dem geringsten Aufwand, öconomischer als eine andere, dem temporären Gesamtwissen gerecht wird.  Diese Grundauffassung tritt auch im Bewußtsein ihrer lediglich öconomischen Funktion mit der höchsten Toleranz auf.  Sie drängt sich nicht

Archiv für Geschichte der Philosophie.  XXIX. 4.
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