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328               H. Gomperz.

Den persönlichen Eindruck Machscher Sachlichkeit in Worten wiedergeben zu wollen, wäre vergebliche Mühe. Statt dessen mögen hier zum Abschlusse einige seiner Äußerungen über Ich und Tod wiederholt werden: sie stellen gewissermaßen eine Ausstrahlung jener Sachlichkeit in das Gebiet der Philosophie dar, und leiten übrigens zu dem traurigen Ereignis zurück, das diese kurzen Bemerkungen unmittelbar veranlaßt hat (Anal. d. Empfdgg.1, S.17): "Die Elemente bilden das Ich. Ich empfinde Grün, will sagen, daß das Element Grün in einem gewissen Komplex von anderen Elementen vorkommt. Wenn ich aufhöre, Grün zu empfinden, wenn ich sterbe, so kommen die Elemente nicht mehr in der gewohnten, geläufigen Gesellschaft vor. Damit ist alles gesagt. Nur eine ideelle denköconomische, keine reelle Einheit hat aufgehört zu bestehen..." Der "Inhalt des Ich...und nicht das Ich ist die Hauptsache. Dieser ist aber nicht auf das Individuum beschränkt." (Ebd., S.4): "Was uns das Wertvollste ist, bleibt in unzähligen Exemplaren erhalten, oder erhält sich bei hervorragender Besonderheit in der Regel von selbst. Im besten Menschen liegen aber individuelle Züge, um die er und andere nicht zu trauern brauchen." (Ebd., S.18, Anm.): "Bis auf geringfügige wertlose Erinnerungen bleibt" der Inhalt des Ich "auch nach dem Tode des Individuums in anderen erhalten. Das Ich ist unrettbar. Teils diese Einsicht, teils die Furcht vor derselben führen zu den absonderlichsten pessimistischen und optimistischen, religiösen und philosophischen Verkehrtheiten. Der einfachen Wahrheit, welche sich aus der psychologischen Analyse ergibt, wird man sich auf die Dauer nicht verschließen können. Man wird dann auf das Ich, welches schon während des individuellen Lebens vielfach variiert, ja im Schlaf und bei Versunkenheit in eine Anschauung, in einen Gedanken, gerade in den glücklichsten Augenblicken, teilweise oder ganz fehlen kann, nicht mehr den hohen Wert legen. Man wird dann auf individuelle Unsterblichkeit gerne verzichten, und nicht auf das Nebensächliche mehr Wert legen als auf die Hauptsache. Man wird hierdruch zu einer freieren und verklärten Lebensanschauung gelangen, welche Mißachtung des fremden Ich und Überschätzung des eigenen ausschließt." 
Wer Mach gekannt hat, kann nicht zweifeln, daß er die schlichte, unpathetische Anschauung vom Tode so lange als irgend möglich festgehalten haben wird. Möge ihm das bis ans Ende vergönnt gewesen sein!