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wo das Pferd sei, das die Maschine treibe. Wenn überhaupt, so läßt sich Machs Philosophie nur mit Hume, den er erst im Alter las, und mit Goethe, ("Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt", "Maximen und Reflexionen") in Beziehung bringen; hingegen ist sie der Widerpart von Kant. 
Seine Methodenlehre stimmt sich dementsprechend nicht auf absolute und apriorische Wahrheiten ab, sondern sie entspringt den Darwinschen Grundgedanken. Nicht was wahr oder falsch sei, interessiert ihn, - wie ja zu enge Hypothesen, die sogenannten "Arbeitshypothesen" in der Naturwissenschaft öfters nötig werden, - sondern er hält sich an die Fruchtbarkeit und Sterilität. Sein Prinzip der Oekonomie sieht im einfachsten, sparsamsten begrifflichen Ausdrucke der Tatsachen ihr Ziel. Unsere Gedanken passen sich (in Darwins Sinne) unwillkürlich oder absichtlich an die Tatsachen an, und unser theoretisches Nachdenken ist ihm nur ein Gedankenexperiment: eine Anpassung der einzelnen Gedanken aneinander. In gleicher Weise analysiert er die übrigen logischen Probleme.
Nach einem arbeitsreichen Leben, - er veröffentlichte gegen 160 Publikationen (vgl. meine Monographie. Barth, Leipzig 1915) -, hinterläßt Mach eine bunte Reihe zahlreicher Anhänger aus den verschiedensten Fächern. Bei der Bewertung seiner Leistungen muß man sich bewußt bleiben, wann und aus welchem wissenschaftlichen Stande heraus sie geboren wurden. Eine eigentliche "Machsche Schule" besteht heute nicht mehr, und sie ist auch nicht nötig, da die Physik und die Psychologie seine Anregungen und Reformen aufnahm, mitunter umänderte und fortführte; er selbst blieb dabei nicht dogmatisch stehen, sondern er ging immer mit der Zeit. Schmerzlich werden ihn aber alle die vermissen, denen seine stete Hilfsbereitschaft und seine liebenswürdige Aufopferung die Wege ebneten, und uns beschleicht eine Wehmut, wenn wir daran denken, was der tatsachenfrohe und glückliche Experimentator uns hätte geben können, wenn sein Vaterland ihm je ein psychologisches Institut geschaffen hätte.

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