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76   Aus der Zoologischen Station Rovigno (Adria).
[[text flush right]] Die Natur-
                    wissenschaften [[text flush right]]

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Umstände, welche den Blüteperioden in Utrecht
und Buitenzorg vorangingen, ließ es wahrscheinlich
erscheinen, daß in Utrecht die Temperatur eine Rolle spielt, wenn sie nicht ausschließlich für das Öffnen verantwortlich zu machen ist. In
Buitenzorg scheint dagegen die Feuchtigkeit eine
grössere Rolle zu spielen, wenigstens in solchen
Zeiten, wo eine längere Trockenperiode vorangegangen war. Es braucht nicht zu befremden, wenn das eine Mal der eine, das andere Mal der andere Umstand die Auslösung bewirkt; dasselbe findet man ja in allen Fällen, wo ein Lebensprozess von mehreren äußeren Bedingungen bestimmt wird.
    Es fragt sich nun noch, ob in der Organisation
der Blütenknospen irgendeine Einrichtung gefunden
wird, welche es erklärlich macht, daß die
Knospen während einer gewissen Zeit ihrer Entwicklung eine Hemmung erfahren. Wenn man einen Blütenstand zergliedert, findet man, daß die Blüten, solange sie sich im Knospenzustande befinden, von geschlossenen Scheiden, welche
äußerst schwer für Flüssigkeiten permeabel sind,
eingehüllt werden; man kann diese Knospen
einige Tage lang in Alkohol liegen haben, ohne
daß derselbe durch die Knospenhüllen eingedrungen
wäre. Wenn die Blütenknospen noch
sehr jung sind, liegen sie, von Schleim eingehüllt, innerhalb dieser Hüllen; dieser Schleim vertrocknet später und die Knospen wachsen heran, bis sie die Hüllen ganz ausfüllen. Dann tritt eine Hemmung der Entwicklung ein, wobei dahingestelt sein mag, ob hier an eine mechanische Hemmung durch die Knospenhüllen gedacht werden muss. Wenn einmal diese letzen Hüllen durchbrochen sind, verläuft die weitere Entwicklung außerordentlich rasch, in den Gewächshäusern in Utrecht in etwa acht Tagen. Alle
Teile der Blüte lagen schon fast fertig vor, es
mußten nur noch die letzten Streckungsphasen
durchlaufen werden, bis das Öffnen der Blüten
stattfinden kann.
    In gewisser Hinischt ist die Erscheinung bei
Dendrobium crumenatum nicht so grundverschieden
von dem Verhalten anderer Orchideen. Dort
findet ja gewöhnlich auch ein zeitliches Zusammentreffen des Blühens verschiedener Pflanzen
statt, das aber nicht so augenfällig ist, weil die
Blütezeit meistens länger dauert, oft Tage, selbst
Wochen lang. Die eine Blüte öffnet sich dann
wohl einen oder mehrere Tage vor der anderen.
Denkt man sich diese ganze Erscheinung auf einen
Tag zusammengedrängt, dann werden die Tage des
letzten Satzes zu Stunden und wir haben das
Verhalten des Dendrobium crumenatum. Es
wurde oben ja schon bemerkt, dass die Koinzidenz
der Blütezeiten weniger gross ist, wie es auf den
ersten Blick scheint, wenn man darauf achtet,
daß die Blüten sich allmählich im Laufe mehrerer
Stunden öffnen, und daß diese Zeit sich verlängert, je ungünstiger die äußeren Umstände
sind.
    Wir können noch weiter gehen und konstatieren, [[end first column]]
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daß zwischen dem Dendrobium crumenatum
und den Winterknospen der Bäume der temperierten
Zonen eine gewisse Übereinstimmung besteht;
diese werden lange vor der Blüte angelegt,
entfalten sich aber erst, wenn die äußeren Umstände dazu zwingen. Nur werden die letzten
Entwicklungsphasen weniger rasch durchlaufen
und infolgedessen besteht ein größerer Spielraum
in der Entfaltungszeit.
    Wenn wir hier zuletzt wieder angelangt sind
bei der Besprechung der europäischen Frühlingsblüten, womit wir diesen Aufsatz anfingen, so mag dennoch gesagt werden, dass Generalisierung hier jedenfalls verfrüht ist; man verfügt auf diesem Gebiet noch über viel zu wenig gut konstatierte Tatsachen.
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Aus der Zoologischen Station Rovigno
              (Adria).
8. Die Karstlachen (Laghi, Lokven) im Roten Istrien,und die Malariagefahr.
   1. "Der Karst ist", so setzt der Geologe Lukas
Waagen auseinander, "jenes unwirtliche Gebirge,
welches sich in der Gegend des Isonzolaufes aus den Südalpen entwickelt und mit ausgesprochenem SO-Streichen Oberkrain, Istrien, Dalmatien, Bosnien, die Herzegovina und Montenegro bis zum Skutarisee durchzieht und so die Adria an ihrer Ostseite begleitet. In ganz Europa wird man kaum einen Landstrich finden, welcher auf engem Raum Gegensätze schroffer einander gegenüberstellt als das genannte Gebirge, das, überwiegend aus kulturfeindlichen Kreide-, seltener Triaskalken aufgebaut, in Muldenzügen schmalere oder
breitere Streifen von Sandstein und Mergel umschließt, welche das Auge nicht selten durch eine subtropische Vegetationsfülle erfreuen. -- So steht der Karst nicht nur geographisch, sondern auch nach seiner Vegetation in der Mitte zwischen Mitteleuropa und den subtropischen Gebieten. Die Beziehungen zu jenem gehen aber noch weiter: Trockentäler sind im Karst etwas sehr Gewöhnliches, und in der regenlosen Hitzeperiode verwandeln sich weite Flächen zu Sommerwüsten, ja sogar die befruchtenden Nilüberschwemmungen haben ihr verkleinertes Abbild in den alljährlichen Frühjahrsüberflutungen der Poljen."
   "Mit dem Bilde des Karstes verbindet sich bei
jedem, der dies Gebirge einmal gesehen, sofort
der Begriff der Wasserlosigkeit. Soweit die Verbreitung der Kalke reicht, gibt es ja nur ausnahmsweise Flußgerinne an der Oberfläche, und in den Sandsteinzügen können sich naturgemäß, deren geringer räumlichen Verbreitung wegen, nur kleinere Wasserläufe entwickeln, die überdies in der mehrmonatigen Trockenperiode des Sommers vollständig verschwinden. Um so auffallender mag da die Tatsache berühren, daß 
gerade die Karstgebiete zu den niederschlagsreichsten Ländern gerechnet werden müssen. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt z. B. für ganz Russland 400 mm, für Deutschland 600 mm und für Frankreich 800 mm. In Istrien wird dagegen schon an der Westküste eine jährliche Regenhöhe von 800 bis 1000 mm verzeichnet, die dann im Triester- und Tschitschenkarst bis 1800 mm ansteigt und im Mt. Maggiore sogar mehr
als 3000 mm beträgt. Vielleicht der steinigste und
unfruchtbarste Abschnitt des ganzen Karstes, die be-[[end second columm]] [[end page]]

Transcription Notes:
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