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Eine überaus anziehende Charakteristik der Persönlichkeit Machs hat sein langjähriger Freund, der Ingenieur Josef Popper-Lynkeus, kurz nach Machs Tode entworfen. Er schreibt 1).
"Wer Mach kannte, bekam den Eindruck einer angenehmen, höchst gutmütigen und dabei geistig energischen Physiognomie; selbst der Ton seiner Stimme hatte etwas von Sanftmut und Güte an sich. Ich ging mehr als ein halbes Jahrhundert mit Mach um und konnte ihn in seinem privaten und wissenschaftlichen Charakter genau genug beobachten. Ich fand, daß er gegen jedermann, der ihm in die Nähe kam, ob es nun ein berühmter Gelehrter oder ein ganz ungebildeter Mann war, stets freundlich und wohlwollend war, voll milde, tolerant gegen jede ihm noch so unsympathische Ansicht und vor allem - selbst in der Zeit seiner vollsten Berühmtheit - von der vollkommensten, natürlichsten Bescheidenheit. Ich lernte niemals einen Menschen kennen, der in der privaten, wie in der öffentlichen Diskussion eine solche Gesittung bewiesen hätte; niemals hielt er sich an die Person, stets an die Sache, und in seinen Schriften war er in der Anerkennung der Leistungen anderer stets von der größten Redlichkeit und Bereitwilligkeit."
Lassen sie mich mit den begeisterten Worten Beers²) schließen: "Ein origineller Denker ersten Ranges, ein Genie an rücksichtsloser, vor keiner Dogmenschranke haltender Zweifelsucht und zugleich härtester Gedankenselbstzucht, ein mutig über alles Todreife hinwegmähender Vereinfacher, ein Künder neuer Werte mußte erstehen, um jener dem neunzehnten Jahrhunderte so charakteristischen Verwirrung und Zerfahrenheit der Begriffe ein Ende zu machen, sphynxartig narrende Unlösbarkeiten auf verkehrte Fragestellung zurückzuführen, die Drachenbrut der Scheinprobleme zu ersticken. Solch ungeheure Tat im ersten Ansturm geleistet zu haben, ist Machs unsterbliches Verdienst."
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Selbstverlag des Verfassers. - Buchdruckerei Carl Gerold's Sohn in Wien.