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Erster Abschnitt.

Reingung bedienet man sich einer Flüssigkeit, die aus einer Mischung von gefaultem Urin mit 2 bis 3 mal so viel Wasser bestehet.  Nachdem man dieses Gemeng heiss gemacht hat, aber ohne es zum Kochen zu bringen;  denn von einer siedenden Hitze würde die Wolle sich filzen, oder in Klumpen zusammen ballen, so tunkt man so viel Wolle als der Kessel bequem fassen kann, in dasselbige ein, eine Viertelstunde lang oder länger, und rühret es mit hölzernen Stangen von Zeit zu Zeit um.  Darauf bringt man die Wolle in einem grossen Korbe in fliessendes Wasser, wo sie von zween Männern bearbeitet, und hin und her gezogen wird, indem allezeit der eine dieselbe unter des andern Stande wieder hervornimmt;  bis sie aufhört, das Wasser trübe zu machen.  Auf diese also gereinigte Wolle trägt man sodann die Farbe auf.

Die Wollfärber haben Schwarz mit Gallus, Farbholz und Vitriol, schwarze Farbe mit Grünspan, Grauschwarz, schwarze Farbe ohne Galläpfel.

Hundert Pfund Wollentuch, welchem man vorläufig eine dunkelblaue Farbe gegeben, erfordern für die schwarze Farbe gegen 5 Pf. Vitriol, 5 Pf. Galläpfel, und 30 Pf. Farbholz.

Nachdem die Galläpfel zu mittelmässig zartem Pulver zerstossen, und in einem Sack eingebunden worden, werden sie eine kurze Zeit in einem Kessel mit Wasser gekocht, welcher von hinlänglicher Grösse ist, um das Tuch darinn zu bearbeiten.  Das blaue Tuch, nachdem es in Flusswasser eingetaucht worden, und wieder ausgetropft hat, so dass es überall durchaus feuchte, aber nicht so nass bleibt, dass es tropfet, wird in diesem Zustande in ein siedendes Dekokt von Galläpfeln gethan, und unter beständigem Umtreiben zwo Stunden oder länger in demselben erhalten.  Der Galläpfelsack wird von Zeit zu Zeit ausgedrückt, damit die Kraft derselben desto langsamer ausgezogen, und dem Tuche mitgetheilt werde.  Das Farbeholz, welches geraspelt, oder in zarte Späne zerschnitten, oder lieber zu Pulver gemahlen ist, wird einige Stunden lang in einer andern Küpe gesotten, weil dieses Holz seine Farbe ungemein schwer von sich giebt.  Die Flüssigkeit von dem Farbeholz bereitet man gemeiniglich eine ziemliche Zeit vorher; ehe man sie zum Gebrauch nöthig hat, weil die Beobachtung lehret, dass sich die Farbe derselben durch das Aufbewahren verbessere.

Nachdem das Farbeholzdekockt eine dem Sieden nahe Hitze erlanget hat, aber ohne vollkommen zu kochen, wird der Vitriol darein geworfen, und sobald dieser zergangen ist, so wird auch das mit Gallus getränkte Tuch darein eingetaucht.  Nach der Beimischung des Vitriols sollte man die Flüssigkeit niemals zum Kochen kommen lassen, nicht nur, weil die ätzende Kraft dieses Salzes hiedurch ohne Noth verfärbet würde, sondern auch wegen dem Nachtheile, den die Schönheit der Farbe dadurch leidet.  Das Tuch wird in der Flüssigkeit ohne Aufhören gespühlt und herumgetrieben, damit es die Farbe überall gleichförmig annehmen könne, und zuweilen wird es eine kleine Weile aufgehoben und gelüftet, welches etwas dazu beiträgt, die Farbe zu befestigen, und zu gleicher Zeit Gelegenheit verschafft, von der Dunkle derselben zu urtheilen.

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