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Zweiter Abschnitt.
Kolophonium, und Tannenharz, nebst einer kleinen Dose von Terpentin- und Leinöl, auf einem gelinden Feuer untereinandergemengt, und zusammengeschmolzen worden. Mit diesem Gemenge soll man die Farbe auf einer Tafel wohl untereinander arbeiten, hernach einige Wochen durch in einer gelinden Wärme erhalten, alsdenn aber in warmen Wasser, durch vieles umschlagen oder kneten wieder absondern, und durch wiederholtes waschen von dem Fette reinigen, und wieder trocknen. Man scheidet alsdenn in einem frischen Wasser dasjenige Pulver, welches noch in dem Teige zurückgeblieben seyn könnte, durch abermaliges kneten. Man erhält sodenn ein Pulver, das zwar schlechter ist, als das erste, demohngeachtet aber doch eine schöne Farbe hat.

Durch die zweite Verfahrungsart erhält die Farbe vielmehr an Schönheit und Glanz. Nur ist noch zu bemerken, daß diejenigen Stücke vom Lazursteine, welche keine Gold- und Kießkörner enthalten - und dieserwegen geringer geschätzet werden - um somehr an Farbe geben.

Einige Maler begnügen sich schon damit, den Lazurstein nur zu reiben, und so, ohne alle weitere Zubereitung zu gebrauchen. Allein auf diese Art giebt er nur eine Farbe, die schmutzig, und weit unter dem eigentlichen Ultramarine ist.

Dieser Farbe benöthigt man zu allen schönen Gemälden, besonders zum Fleische des zweiten Geschlechtes, und der Kinder. Sie giebt den halben Schatten, ein zartes und markiges Wesen. Ueberdieß ist sie beständig. In der Freskomalerei kann man sie ersparen, wo die Schmalte fast eben die Wirkung thut. In der Miniaturmalerei jedoch ist sie eine unentbehrliche Farbe, die durch keine andere ersetzt werden kann.

Diejenigen also, welche sich nicht selbst die Mühe nehmen wollen, das Ultramarin zu bereiten, müßen nur darauf sehen, welches recht hoch an der Farbe, und gut gerieben ist. Man erkennet diese letzte Eigenschaft sehr leicht, wenn man von diesem Pulver etwas sehr weniges zwischen die Zähne bringt. Spürt man etwas sandiges, so ist es ein Zeichen, daß es nicht genug gerieben ist. Eben so leicht ist es auch zu erkennen, ob dieses Pulver ganz rein, und unverfälscht ist. Man darf nur - wie schon gesagt - etwas in einem Schmelztiegel, oder anders taugliches Gefäß thun, und es bis zum rothwerden ausglühen. Hält das Pulver die Probe aus, und ändert sich die Farbe nicht am allermindesten; so kann man versichert seyn, daß das Pulver ächt und unverfälscht ist, so wie es das Gegentheil beweißt: wenn schwarze Punkte, oder andere Flecken nach dieser vollzogenen Probe in Pulver wahrgenommen werden.

Es entsteht auch eine blaue Farbe - die dem Ultramarine sehr nahe kömmt - wenn man dünne Silberplättgen den Dämpfen eines Weineßiges aussetzt, worinn Steinsalz, Pottasche, und römischer Alaun vorher zerlassen wurden.