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40             Zweiter Abschnitt.

rein genug geschlemmet ist, wird es auf die Reibebretter geschüttet, die grossen Stücke werden gepocht, und das Uebrige mit Reibehölzern fein zerrieben, auf den Heerd in Haufen geschoben, und alsdenn auf die Farbenbretter gebracht.  Auf diesen wird sie auf der Reibebank auf ein lediges Fass gesetzet, mit den Händen auf den Brettern eben gemacht, in der Trockenstube aufs Gerüste gestellt, und nach 24 Stunden, wenn solche getrocknet, in den Siebekasten durch verschiedene Haarsiebe durchgesiebet.  Dieses ist nun die Farbe, so man Schmalte nennt, und man machet hievon nach Massgebung der Güte verschiedene Sorten, die den Kaufleuten unter allerlei Zeichen bekannt, und verkauft werden.

Die beste dieser Farben muss recht schön blau, trocken und zart seyn.  Es giebt vornemlich zwo Arten derselben:  eine hoch-und vollfärbige, und eine bleiche, die man gewaschene, oder geschlemmte Schmalte nennt.  Beide sind dauerhaft, sowohl an der freien Luft, als auch im Feuer.  Die gemeine, oder vollfärbige, giebt manchmal an Schönheit der Ultramarine nichts nach.

V.
Saftblau.

Man nimmt das schönste preussische Blau, das man finden kann, thut es in eine faubere fayancene Schüssel, schüttet rauchenden Meersalzgriess darüber, bis er oben darüber zusamm geht, lässt es sieden, und macht das preussische Blau zu einem Teige, lässt es 24 Stunden stehen, giesst hernach Wasser darüber, und thut es in eine Flasche.  Mit zwo Unzen preussischem Blau kann man eine halbe Maass Farbe machen.  Dieses Blau leidet kein anderes Gummi, als Tragant.  Das hier beschriebene ist sehr dunkel.  Man kann es stufenweise unendlich heller machen, indem man mit Tragant angemachtes Gummiwasser dazu thut.

Die Art und Weise, wie eine neue blaue Saftfarbe zu machen sey, die fast dem schönsten Ultramarine nichts nachgiebt, und bei Miniaturarbeiten wohl zu gebrauchen ist, ist folgende:

Man nimmt Brasilienholz, thut solches in ein weites Gefäss, und giesset heisses, aber kein siedendes Wasser darüber, dass es zween, oder drei quere Finger darauf stehe.  Man setzet beides in heissen Sand, oder auf einen warmen Ofen einige Stunden lang, in gelinde Erwärmung, so dass die Soluzion recht saturirt werde.  Alsdenn nimmt man das Holz heraus, und setzet das Gefäss mit der Soluzion auf heissen Sand, damit sie innerhalb 1 bis 2 Tagen gänzlich ausdünste.  Die zurückgebliebene rothbraune Kruste, die sich an dem Gefässe angelegt hat, wird einige Tage weggesetzt, dass sie völlig trocken werde.  Nachher nimmt man dieses Gefäss wieder zur Hand, giesst es voll kalt Wasser, und nach einer halben Stunde giesst man es wieder ab, und neues darauf.  Inzwischen giebt man fleissig Acht auf die Kruste, welche ihre braune Farbe allmählig verliert, und bläulich wird, welches sich bei gläsernen Gefässen, der Durchsichtigkeit halber, besser zeiget.

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