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44             Zweiter Abschnitt.

gereiniget ist, worauf man sie heraus nimmt, und in einem Korbe abtröfeln lässt.  Unterdessen, da sich die ersten 10 oder 12 Pfund Wolle in dem Korbe befinden, thut man eben so viel wieder in den Kessel, und fährt auf diese Art so lange damit fort, so lange man Wolle zum reinigen hat.  Wenn ein Ball Wolle mit der Fettigkeit zwei hundert und fünfzig Pfund wog, so wiege er, ordentlich gereinigt und getrocknet, hundert und neunzig Pfund.  Freilich ist diese Verminderung verschieden, nachdem viel oder wenig Fettigkeit in der Wolle enthalten war, und demnach man sie gereiniget hat.

Der Weid, wird - um ihn in Stand zu setzen, die Farbe von sich zu geben - in grosse Gefässe oder Küpen - welche man Weidküpen nennt, gethan.  Derer sind verschiedene Arten.  Die erste ist die vom Holz, welch acht, bis zwölf Schuh im Durchmesser hat, und sechs bis sieben Schuh hoch ist, auch kleiner, je nachdem die Farbeanstalten gross oder klein sind.  Diese hölzernen Küpen bestehen gemeiniglich aus Dauben von 6 Zoll Breite, und 6 Zoll Dicke, und sind von 3 Schuh zu 3 Schuh mit starken eisernen Reifen versehen.  Sie ist in die Erde gegraben, so, dass sie drei bis vier Schuh hervorragt, damit darinn gemächlich die Wolle und Zeuge handiret werden können.  Dieses geschieht mit kleinen doppelten Hacken, die an einem Stiele von gehöriger Länge befestiget sind, welcher sich nach der Seite der Küpe richtet.  Der Boden dieser Küpe ist nicht von Holz, sondern von Kalk in Aestrich geschlagen, welches aber nicht allemal nothwendig ist, zumal wenn sie nicht gross ist.

Die hölzernen Küpen haben die Beschwerlichkeit, dass alles Bad- oder die Farbenbrühe öfters in die Kessel übergetragen werden muss, um solche zu erhitzen.  Man hat daher noch eine Art von Küpen, welche zwar kostbar, doch bequemer sind, und holländische genennt werden.  Der ganze Obertheil dieser Küpen ist, bis auf die Höhe von 2 bis 4 Schuh, vom Kupfer, und sie sind von einer Ziegelmauer umgeben, welche einige Zolle vom Kupfer entfernt ist.  In diesen leeren Zwischenraum thut man ringsumher glühende Kohlen, damit die Wärme der Küpe unterhalten werde.

Wenn man eine starke und grosse Küpe anrichten will, so nimmt man ein auch zwei hundert Pfund Weid, reiniget die Küpe aufs sorgfältigste, und schreitet zur Zurichtung derselben folgendergestalt: Man giesst in einen nahe bei der Küpe stehenden kupfernen Kessel faules Wasser.  Kann man aber dergleichen nicht haben, so wirft man eine Hand voll Genster (klein Pfriemenkraut) oder Heu, nebst sechs bis acht Pfund geringer Färberröthe, oder auch nur die Rinden von der Wurzel dieser Pflanze darein.  Auch kann das Wasser gebrauchet werden, worinn schon Röthe gewesen ist, ja, man hat noch bessere Wirkungen davon zu erwarten.  Wenn der Kessel voll ist, und man das Feuer darunter angezündet hat, lässt man es eine halbe Stunde kochen.  Einige Färber thun dieses zwo und eine halbe, auch drei Stunden lang.  Alsdenn lässt man dasselbe in der Küpe, das ist: man schöpft solches mit einem Schöpflöffel heraus aus dem Kessel, und lässt es vermittelst einer Rinne in die Küpe laufen, auf deren Boden man vorher eine gute Schaufel voll Wei-