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Von der blauen Farbe zur Färberei.         45

Weizenklee geschüttet hat.  Unterdessen, dass man die Brühe aus dem Kessel in die Küpe läßt, thut man die klein gebrochenen Weidwurzeln nach einander hinein, damit man sie mit der Krücke desto besser zerstossen und herumrühren kann.  Man fährt so lange damit fort, bis alles heisse Wasser in die Küpe gelassen ist, und wenn diese etwas über die Hälfte gefüllet ist, bedecket man sie mit Stücken Brettern, die mit ihrer Größe den obern Umfang des Kessels bedecken; und leget noch überdiess ein Tuch darüber, dass die Küpe so viel als möglich zugedämpft wird, und lässt sie in diesem Zustande vier gute Stunden ruhen.  Vier Stunden nach diesem Anstellen, lüftet man sie, das ist: man decket sie auf, um sie wohl zu rühren, und frische Luft hineinzulassen.  Sodann lässt man für jeden Ballen Weid eine gute Schaufel voll lebendigen Kalkes - den die Färber Asche nennen, den einige im Wasser, andere an der Luft löschen lassen, hineinfallen.  Die hölzerne Schaufel, mit welcher man ungefähr die Menge des Kalks, der in die Küpe kömmt, abmißt, ist fünf Zoll breit, und 3 1/2 Zoll lang, sie enthält ungefähr eine gute Hand voll Kalk.  Wenn dieser Kalk ausgebreitet, und die Küpe wohl gerührt ist, so bedecket man sie wieder wie zuvor; nur lässt man einen kleinen Raum von 4 Zollen frei, sie ein wenig zu lüften.  Nach 4 Stunden rührt man sie wieder, jedoch ohne ihr Kalk zu geben; worauf man sie wieder zudecket, und sie 2 bis 3 Stunden ruhen lässt, wobei ihr wie zuvor eine kleine Oeffnung für die freie Luft bleibt.  Nach Verlauf dieser Zeit kann man sie wieder vom Neuen rühren, ohne ihr Kalk zu geben.  Man rührt sie diessmal sehr gut, und wenn sich auf ihrer Oberfläche noch nichts Blaues zeiget, sondern wenn sie noch schaumt - welches man bemerken kann, wenn man mit der Fläche der Krücken in die Küpe schlägt: so muss man sie wohl rühren, und sodann noch eine halbe Stunde ruhen lassen, dabei aber wohl obacht geben, ob sie nicht fertig wird, und blaue Farbe auf ihre Oberfläche treibet.  Alsdenn giebt man ihr Wasser, das ist: man füllet sie vollends, und thut so viel Indig hinein, als man will; denn diess kömmt itzt auf des Färbers Gutachten an.  Wenn man es nach dem Gewichte rechnen soll; so nimmt man gemeiniglich auf 1 Pfund Weid, 1 Loth Indigo.  Man füllet die Küpe bis auf sechs Zoll an den Rand, rührt sie wohl, und bedecket sie wie vorher.

Wenn man der Küpe Wasser gegeben hat, wirft man eine Stunde nachher einige Hände voll Kalk hinein, worinn man sich theils nach der Menge, theils nach der Güte des Weids richten muss.  Hierinn kömmt es lediglich auf Uebung und Erfahrung an, um zu wissen, ob man mehr, oder weniger Kalk hineingeben müsse.  Man breitet auch den Kalk nicht eher aus, als bis die Küpe wohl gerührt worden.

Hat man nun die Küpe wieder zugedecket, so giebt man nach 3 Stunden eine Probe, oder einen Lappen hinein.  Dieses bleibt eine ganze Stunde über darinn, und nach Verlauf dieses zieht man es heraus, um zu sehen, ob die Küpe noch nicht im gehörigen Stande sey.  Ist sie es, so muss das hineingegebene Läppgen olivengrün aussehen, wenn es nämlich gerade aus der Küpe gezogen wird, und gleich nach einer Minute, so lang es in der Luft ist, lebhaft blau werden.  Um dieses auf eine bequemere Art untersuchen zu können.