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Von der blauen Farbe zur Färberei.               47

Küpe bis auf das Mark, doch ohne sie hineinzusetzen, und erhalten sie mit eisernen Stangen, damit sie sich nicht erhebe.  Durch die Hitze, welcher dieser Ofen durchgängig ausbreitet, wird aller Kalk von dem Boden in die Höhe getrieben, und man kann davon so viel als man glaubt, mittels eines Siebes abnehmen.

Noch andere befreien die Küpe vom Kalke mit gebrannten Weinhefen oder Weinstein, der mit altem Urine gekocht wurde.  Das besste Mittel aber, wenn sich zu viel Kalk in der Küpe befindet, ist Kleie oder Färberröthe hineinzuthun, so viel, als man für gut befindet.  Wäre nun etwas zu viel Kalk hineingekommen; so darf man die Küpe nur 5 bis 6 Stund ruhen lassen, und nur 2 Hüte voll Klei, und 3 bis 4 Pfund Färberröthe hineinthun, welches man nur obenhin in der Küpe ausstreuet, und sie darauf zudeckt.  Nach 4 bis 5 Stunden rührt man mit der Krücke darinn, und wenn die Farbe sich durch aufsteigende Blasen zeiget, thut man eine Probe hinein, um zu sehen, wie wirksam sie sen.

Zeigte sie keine blaue Farbe z. B. wenn die Küpe kalt ist, so muss man sie nicht beunruhigen, sondern einige Tage vorbeigehen lassen.  Fängt sie aber an die Probe leidlich zu färben, so muss man sie wieder wärmen.  Der Kalt, der dem Ansehen nach, keine Gährung erwecket hat, wird alsdenn wirksam, und verhindert, dass die Küpe nicht so schleunig färbt.  Will man es aber beschleunigen, so streuet man Kleie und Färberröthe darauf, wie auch 2 oder 3 Körbe voll neuen Weid, welcher der Küpe den Kalk verzehren hilft.

So eben muss man von einer Stunde zur andern Proben hineinstecken, damit man aus der grünen Farbe urtheilen könne, wie weit der Kalk verzehrt sen.  Durch diese Proben kann man die Küpe leichter regieren, welches sonst schwer ist, wenn einmal zu viel, und die Küpe dadurch in Unordnung gebracht worden ist.

Wenn die Küpe keine schöne und grosse Blasen von der blauen Farbe schiesset; so erkennet man daran, dass die Küpe zu wenig Kalk habe.  Man sieht ferner daran, dass sich nur ein Schaum von matten Bläsgen zeiget, und sich, indem man mit der Krücke in die Küpe rührt - nur das Geräusch von unzähligen kleinen Blasen, die eben so, wie sie nach und nach entstehen, auch wieder bersten, hören lässt.  Die Brühe riecht alsdenn wie unrein Wasser, oder Ener, die schon gebrütet sind, und ist zugleich scharf anzufühlen.  Das Mark das man aus der Küpe herausnimmt, verändert sich nicht; und es geschieht jederzeit, wenn die Küpe Mangel an Kalk gelitten hat.  Giebt man die Waare unvorsichtig in die Küpe, wenn aller Kalk schon verzehret ist, so hängt sich der wenige Kalk, der noch übrig ist, darein; das Oberste der Küpe bleibt ohne Kalk, und die Küpe selbst beschmieret nur den Zeug.  In dieser Rücksicht muss man die Zeuge behender herausnehmen, und der Küpe zu helfen suchen, dass wenigstens die übrige Farbe noch gerettet werde, und zwar dadurch: dass man mehr Kalk zusetzt, ohne jedoch den Grund zu rühren.

Wenn das vorhinerwähnte Geräusch der berstenden Luftbläsgen aufhört, indem man rührt, und der üble Geruch sich ändert, so kann man hoffen, dass weiter nichts als die Brühe, und die Oberfläche derselben gelitten habe, und das Mark noch keinen Mangel empfindet.