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Von der blauen Farbe zur Färberei.            51

und alsdenn wird eine Decke über die Küpe gelegt, und Kohlen rings herum gethan. Hat man die Arbeit des Nachmittags angefangen, so werden des Abends wieder ein wenig Kohlen hinzugelegt, und dieses thut man auch am folgenden Tage, Morgens und Abends. Man rührt auch die Küpe ordentlich zweimal den zweiten Tag um. Am dritten Tage fährt man fort, die Küpe warm zu halten, und Kohlen herumzulegen, und rührt sie wieder des Tages zweimal um. Alsdenn zeiget sich oben auf der Brühe zuerst eine kupferartige glänzende Haut, die an verschiedenen Stellen geborsten ist.

Am vierten Tage wird das Feuer noch immer erhalten, und die Haut ist alsdenn besser zu Stand gekommen; sie hängt mehr zusamm, und durch das Umrühren der Küpe entsteht die Blume, oder ein blauer Schaum, und die Brühe wird dunkelgrün. Nunmehr ist es Zeit, die Küpe zu füllen. In dieser Absicht bereitet man in einem neuen Kessel eine neue Lauge von ungefähr 40 österreich. Seideln Wasser mit einem Pfunde Pottasche, eine Handvoll Kleie, und ein Loth Färberröthe. Dieses alles läßt man eine Viertelstunde kochen, und füllet damit die Küpe. Wenn diese zum Färben fertig ist, so wird solches an der Menge von Schaum bemerkt, womit die Brühe bedeckt wird, wie auch auf dem obenaufschwimmenden schuppigen und kupferfarbigen Häutgen, ingleichen an der Oberfläche der Farbe, welche ob sie gleich braun zu seyn scheint, doch unterwärts grün ist, sobald man darauf blässt, oder sie mit der Hand beweget. Wenn sie solchergestalt im Stande ist, so verfährt man bei dem Färben des Zeuges auf eben die Art, wie mit der Weidküpe.

Will man eine solche Küpe wieder aufwärmen, und wieder mit Indigo versehen, so thut man in einen Kessel zwei Drittheile der alten Brühe, welche alsdenn nicht mehr grün, sondern braunblau, und fast schwarz ist. Sobald sie kochen will, wird der darauf entstehende Schaum mit einem Siebe abgenommen; man lässt sie kochen, und thut zwei Hände voll Kleie, 1 Viertel Färberröthe, und 2 Pfund Weinhefenasche dazu. Alsdenn wird der Kessel vom Feuer genommen, und ein wenig kaltes Wasser hineingegossen. Hiernächst thut man alles zusammen, nebst einem Pfunde Indigo, den man auf vorbeschriebene Art fein gemacht, und in einem Theile der Brühe zerlassen hat, in die Küpe. Alsdenn rührt man die Küpe um, bedeckt sie, leget ein wenig Kohlen herum, und den folgenden Tag ist alles fertig, dass man damit färben kann.

Hat man auf diese Art die Indigoküpe einigemal aufs neue aufgewärmt, und erfrischt, so ist es zuletzt nöthig, sie ganz auszuleeren, und eine neue zu veranstalten, weil die alte durch das Aufwärmen keine so lebhafte Farbe mehr giebt. Dass sie zu alt ist, erkennt man daran: wenn die Brühe nicht mehr so grün ist, als im Anfange, ob sie gleich noch warm, und im Stande zu färben ist.

Der Zeug, oder die Wolle, so in einer solchen Küpe gefärbt wird, ist grün, wenn man sie herausnimmt, und einen Augenblick darnach wird sie blau. Wenn die Brühe der Indi-

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