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52                  Zweiter Abschnitt.

Indigoküpe aus dem Gefäße, worinn sie zu der zum Faerben dienlichen Vollkommenheit gebracht worden, in ein anderes Gefäß gegossen, und daher allzulange mit einer allzuweiten Oberfläche an die Luft gesetzt wird; so verliert sie ihre grüne Farbe, und zugleich alle ihre Eigenschaften, so daß sie zwar eine blaue Farbe giebt, die aber von keiner Dauer ist.

Von der kalten Indigoküpe mit Urin.

Diese Küpe mit Urin wird kalt genennt, weil sie ohne Feuer bereitet wird, und weil sie kalt ist, wenn daraus gefärbet wird. Man nimmt dazu 4 Pfund pulverisirten Indigo, den man 24 Stunden auf warmer Asche in sechs Maaß guten Eßig digeriren läßt. Wenn nach Ablauf dieser Zeit noch nicht alles vollkommen aufgelöset scheint, wird er aufs neue in einem Mörser von Serpentin oder Alabaster gerieben, und der Urin nach und nach dazu gegossen. Alsdenn thut man ein halb Pfund Färberröthe hinein, die darinn mit einem Stock stark untereinander gerühret wird. Nach dieser Vorbereitung wird alles dieses in eine Tonne geschlagen, worein man gegen vierhundert Maaß Urin gegossen hat. Man rührt alles wohl mit einander um, und dieses thut man 8 Tage hintereinander. Abends und Morgens, oder so lange, bis die Küpe, wenn man sie umrührt, auf ihrer Oberfläche grün wird, und wie eine andere gewöhnliche Küpe Blumen zeigt. Alsdenn fängt man an, daraus zu färben, und fährt damit fort, ohne etwas anders dabei zu thun, als daß man die Küpe jedesmal 2 oder 3 Stunden umrührt.

Diese Art der Küpe ist vorzüglich bequem; denn wenn sie einmal im Stande ist, so kann man sich derselben beständig bedienen, so lange bis sie völlig erschöpft ist, und der Indigo keine Farbe mehr giebt. Man kann also daraus färben, wenn man will, da sonst die andern Küpen des Abends zuvor zubereitet werden müssen.

Wenn man diese Küpe kleiner oder größer machen will, so vermehrt, oder vermindert man die Materien, welche dazu kommen, so daß man auf jedes Pfund Indigo ungefähr 1, ein halb Maaß Eßig, 4 Loth Färberröthe, und beinahe hundert Maaß Urin rechnet. Im Sommer erreicht diese Küpe ihre Vollkommenheit geschwinder, als im Winter. Sie kann auch geschwinder fertig werden, wenn man blos einen Theil der Brühe in einem Kessel warm machet, ohne daß sie kocht, und sie alsdenn wieder in die Küpe gießt.

Wenn der Indig ganz und gar keine Farbe mehr geben will, so kann man die Küpe aufs neue wieder damit versehen, ohne daß man eine neue Küpe setzen darf. Man darf in dieser Absicht nur neuen Indigo in Eßig auflösen, und nach Proporzion des Indigo eine gehörige Quantität Färberröthe zu setzen, und alles zusamm wieder in die Küpe thun, worauf man sie wie zuvor Abends und Morgens aufrührt. Diese Küpe wird eben so gut, als eine neue, doch muß man solche Erneuerung nicht über vier bis fünfmal wiederholen; denn das Mark, oder der Grundsatz von der Färberröthe, und dem Indigo wird die Brühe doch endlich dergestalt verändern, daß die Farbe davon weniger lebhaft wird.