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Von der blauen Farbe zur Färberei.          55

als die andere.  Dieses zu vermeiden, und sehr hellblaue Farben zu machen, nehmen einige Farbenbrühe aus der Indigoküpe, und vermengen dieselbe mit einer grossen Menge Wassers, das rein, und etwas warm gemacht ist; diese Art aber zu verfahren, taugt nicht, denn die aus diesem Mengsel gefärbte Wolle bekömmt bei weitem keine so feste Farbe, als diejenige ist, welche aus der Küpe selbst gefärbet worden.  Das beste Mittel, solche hellblaue Farben zu machen, ist, sie in solchen Küpen zu färben, aus denen die Farbe schon meistens gezogen ist, und die schon zu erkalten anfangen.  Die Weidküpe schickt sich noch besser dazu, als die Indigoküpe, weil erstere, wie schon gedacht, nicht so stark, und geschwind färbet.  Zwar sind die Farben, aus schon abgenützten Küpen matter, als die anderen; allein man kann sie lebhaft genug machen, wenn man die Wolle oder das Zeug durch kochend Wasser zieht.  Dieses Verfahren wird auch zur Vollkommenheit aller Schattirungen von Blau erfordert.  Ausserdem, dass die Farbe dadurch lebhafter wird, macht man sie damit auch fester, und nimmt alles weg, was sich mit der Wolle nicht gut verbunden hatte, und die Hände, oder die Wäsche beschmutzen würde, wie solches fast allezeit geschiehet, weil die Färber, um Zeit zu gewinnen, diese Vorsichtigkeit nicht anwenden.  Nachdem die Wolle aus dem warmen Wasser gezogen ist, muss man sie noch im Flusswasser spülen, damit alles Ueberflüssige, so von der Farbe nur oben aufsitzt, und in die Zwischenräume nicht gedrungen ist, vollends wegkömmt.

Ist es ein dunkles Blau, so thut man noch besser, dass man das Zeug mit Wasser und weisser Seife wohl walket, und auspresst, und alsdenn im Flusse wäscht.  Die Seife thut der blauen Farbe gar keinen Schaden, sondern macht sie lebhafter, und glänzender.  Mit eben der Sorgfalt muss man die Zeuge ausdrücken, die man blau färbet, um sie nachher schwarz zu färben, wie oben gezeiget worden ist; für diejenigen aber, die grün werden sollen, ist es so nothwendig nicht.

I.
Tücher sächsisch-blau zu färben.

Diese Farbe wird von Indig und Vitriolöle gemacht.  Um zu dieser Farbetinktur ein Loth vom besten Indigo aufzulösen, nimmt man 8 Loth Vitriolöl; darinn werden bei gelinder Wärme in 24 Stunden zwei Loth weisser Kobalt digerirt, den man zuvor fein gemachet, und durch ein Haarsieb gesiebet hat.  Wenn das Vitriolöl auf diese Art zubereitet wurde, thut man 1 Loth des besten Indigs hinein, welcher besonders fein gerieben seyn, und mit einem Hölzgen umgerührt werden muss.  Der Indigo fängt alsdenn an, darinn aufzuschwellen.  Man lässt ihn hernach noch 24 Stunden in einer gelinden Wärme stehen, so ist die Farbe ganz fertig.  Die Waare, welche man färben will, wird dazu durch Kochen mit Alaun und Weinstein auf diese Art zubereitet, wie es bei andern Farben gebräuchlich ist.  Nämlich zu 5 Pf. Waare, nimmt man 1 Pf. Alaun, und 1 halb Pf. Weinstein; damit wird sie mit einer ziemlichen Menge Wasser in einem Kessel gekocht.  Nachdem die gebeizte