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56              Zweiter Abschnitt.

gebeizte Waare ausgespült, und kalt geworden ist, thut man etwas von gedachter Farbentinktur in das kochende Wasser, welches das Salz von der Beize noch bei sich hat, und zwar nach der Proporzion, wie man mehr oder wenig Wasser hat, und wie die Waare eine helle, oder dunkle Farbe bekommen soll.  Zwei bis drei gute Theelöffel voll sind jedesmal zu einer Elle Waare von ein Drittel Ellen Breite hinreichend, um ihr eine schöne blaue Farbe zu geben.  Um alle diese Farben, die die Waare annehmen kann, hineinzubringen, dazu gehöret, daß man sie darinn herumziehe; man läßt sie auch 1 Viertel Stunde kochen, damit die Farbe desto besser werden könne.  Die Menge der Fabertinktur verdirbt die Farbe niemal.  Man erhält eine dunkelblaue Farbe, wenn man viel nimmt, und eine helle, wenn man weniger nimmt.  Wenn die Waare in der Farbe gut gekochet hat; wird sie in kaltem Wasser abgespület.  Herr von Justi versichert, daß man nach dieser neuen Art mit einem Loth Indigo mehr färben kann, als man sonst auf die gewöhnliche Art mit einem Pfund hat färben können.

Einige halten Kobalt, oder Arsenik für einen ganz unnöthigen Zusatz in dieser sächsischen Farbentinktur.  Auch gebrauchen sie dazu keine Vorbereitung, oder Beizung der Waare, die sie färben wollen.

Andere bereiten diese blaue Tinktur von einem halben Lothe des besten fein gestossenen Indigo, der mit einem halben Loth Vitriolöl verdünnet, mit eben so viel Wasser umgerührt, und mit einem Stöckgen in einem Glase geschlagen wird.  Alsdenn brauset er besonders auf, und riecht unangenehm.  Sodenn wird noch ein wenig Wasser hinzugegossen, wodurch das Aufbrausen gestillet wird.  Die weitere Verfahrungsart ist eben die nämliche, die wir oben angegeben haben.

II.
Blaufärben der Leinwand.

Das Leinen kann nicht in einer Weidküpe, sondern in einer kalten, oder Indigoküpe gefärbt werden.  Es ist zwar nich nöthig, daß es zur Farbe vorbereitet werde; doch ziehet mancher Färber das Leinen durch heißes Wasser, um dadurch die Zwischenräume zu öffnen, damit die Farbe in dasselbe besser eindringe.  Dann wird das Leinen-Garn auf einen Stock hängend durch die Blutlauge eine halbe Stunde lang gezogen, auf den Weidenagel der Küpe gehangen, und gut ausgerungen.  Sind es gewebte leinene Tücher, so werden sie über die Winde durch die Farbenbrühe gehaspelt, und nach diesem ebenfalls mit den Händen gut ausgewunden.  Denn wenn das Ausringen unterbliebe, so würde die Farbe ohne Glanz, sondern nur matt erscheinen.  Ueberdem läuft auch die Farbenbrühe nur sehr langsam von dem Leinen ab.  Sodenn wird das Leinen gespült, und getrocknet.

Transcription Notes:
The first word "gebeizte" is continued from the previous page, which starts "ge- " and finishes here as "beizte". This word is transcribed in whole on the page prior as well.