Viewing page 63 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

Von der blauen Farbe zur Färberei.            59

gen auf der Fläche zeiget, welches das Kennzeichen ist, ob sie gut sey.  Um davon überzeugt zu seyn, muss man untersuchen, ob sich eine gute Kruste angelegt hat, und ob, indem man durch das Blasen ein Häutgen zerstreuet, sich ein anderes an dessen Stelle formiret.  Bemerkt man dieses Zeichen an der Materie, so lässt man sie ungefähr vier Stunden ruhen, und macht alsdenn eine neue Zubereitung, um die Küpe vollkommen zu machen.  In dieser Absicht thut man das nöthige Wasser, so viel zur Anfüllung der Küpe erfordert wird, in einen Kessel, und lässt 2 Pf. Weinstein oder Pottasche in vier Unzen Färberröthe, so, wie das erstemal, darinn kochen.  Diese neue Zubereitung giesst man in die Küpe, man rührt das bald um, und lässt es wieder vier Stunden ruhen.  Alsdenn ist die Küpe zum Färben geschickt.

Die zum blaufärben bestimmte Seide muss man mit 18 bis 20 Pf. Seife auf 50 Pf. Seide gekocht haben.  Man tauchet sie nicht in Alaun; denn der färbende Theil vom Indigo zieht sich ohne Beize in die zu färbenden Materien.  Man muss die Seide vor allen Dingen von der Seife wohl gewaschen, gereiniget, und sie deswegen ein paarmal in einem Flusse gespült haben, ehe man sie in der Küpe färbt.  Man theilet sie hernach in solche Stücke, welche bequem sind, die Farbe gut anzunehmen.  Alsdenn nimmt man eines dieser Stücke, hängt es über eine hölzerne Rolle, welche vierzehn Zoll in der Länge, und 1 1/2 bis zwei Zoll im Durchschnitt hat, und der Durchstecker genannt wird.  Man taucht sie darauf in die Küpe, und wendet sie einigemal um, damit sie die verlangte Schattirung allenthalben recht gleich bekomme.  Man reiniget sie alsdenn mit der Hand über der Küpe, so stark als möglich, damit man von der blauen Farbe nichts verliere.  Man lässt sie in den Händen abkühlen, damit sie die aus der Küpe gebrachte grüne Farbe verliere, und wäscht sie sogleich in zwei verschiedenen Wassern, welche in zwei Tonnen bei der Hand stehen müssen.  So bald sie gewaschen ist, windet man sie auf die Spitze des Windstockes, um sie so stark als möglich zu drehen; man drehet auf diese Art den Stock viermal so geschwind, als möglich um.  Nachdem es ausgerungen ist, windet man es noch zwölfmal in der Mitte des Windstockes, um das wenige Wasser, welches der vier Auswindungen ungeachtet, an einigen Stellen noch geblieben ist, allenthalben gleich in der Seide zu zertheilen.  Nach der Auswindung breitet man sie über die Stangen aus, um sie zu trocknen.  Sind die Stücke zu gross, so muss man den Faden, womit sie zusammengeknüpft sind, zerreissen, um die Seide von einander zu machen.  Dadurch verhindert man, dass sie unter dem Faden nicht roth wird, welches geschehen würde, wenn sie zusammengepresst wäre.  Auf diese Art verfährt man bei allen Stücken, welche man färben will.

Der Indigo, dessen sich gemeiniglich die Seidenfärber bedienen, ist der sogenannte kupferige Indigo.  Er heisst deswegen so, weil man an seiner Oberfläche, auch so gar inwendig, ein Kupferroth wahrnimmt.  Unterdessen könnten sie sich, und sogar mit Vortheil, verschiedener anderer und besserer Arten Indigo bedienen.  So ist z. B. der sogenannte blaue Indigo viel leichter, feiner und schöner, als der Kupferindigo.  Der Indigo von Kadir oder 

H 2