Viewing page 66 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

62                  Zweiter Abschnitt.

indianisches Holzbad, als das Probenmuster, wie man sie färben will, und giebt ihr ein wenig heisse Orseille, welches verursacht, dass sie in das Röthliche und Bräunliche fällt.  Hierauf bringt man sie in die Küpe, und sodenn ist die Farbe weit dauerhafter.

Will man rohe Seide blau färben, nämlich, ohne sie zu kochen, so muss man diejenige auslösen, die von Natur sehr weiss ist.  Man weicht sie in Wasser, und klopft sie zweimal, damit das Wasser sie überall durchdringe.  Sodenn richtet man sie zu, und macht Stücke, welche man, wie die gekochte Seide, in die Küpe thut, und lässt sie hernach auf oben beschriebene Weise trocknen.

Die gekochte Seide muss eher in die Küpe kommen, als die rohe, weil jene die Farbe nicht leicht annimmt, und also die ganze Kraft der Küpe nöthiger hat, als diese, in welche sich die Farbe mit mehr Geschwindigkeit hineinzieht.  Ist aber das Blau, welches auf die rohe Seide kommen soll, eine von den Schattirungen, welche Orseille nöthig hat; so giebt man es ihr, wie der gekochten Seide.

IV.
Violblau, oder Violet auf Seide.

Das Violet ist eine von roth und blau zusammengesetzte Farbe, und es ist der Indigo, dessen man sich bedient, das Blaue aller Violetfarben zu machen.  Das Rothe färbt man mit der Cochenille und verschiedenen anderen Ingredienzien, aus denen man sonst das Rothe zieht.

Das Violet, dessen Roth und Scharlachwürmern gezogen ist, hat eine gute Farbe, und heisset ächt Violet; dasjenige hingegen, dessen Roth aus anderen Spezereien ist, und besonders das aus Orseille, ist gar nicht dauerhaft, und heisst unächt Violet.

Zum Aechtvioletfärben der Seide, wird die Seide, wie gewöhnlich; nämlich 20 Pf. Seife, zu 100 Pf. Seide gerechnet, gekocht, und sodenn wie zu dem ächten Karmoisin, alaunt, und man muss sie zweimal ausklopfen, wenn man sie im Flusse wäscht.  Alsdenn giebt man ihr die Cochenillefarbe, wie bei dem ächten Karmoisin, jedoch mit diesem Unterschiede, dass man weder Weinstein, noch aufgelöstes Zinn ins Bad thut, weil diese saure Sachen blos deswegen in das Karmoisin kommen, um die Cochenillefarbe desto mehr zu erhöhen, und ihr einen gelblichen Schimmer zu geben.  Zum Violet hingegen muss die Cochenillefarbe natürlich bleiben, welche viel violetter, viel purpurfärbiger ist, und die in die Nelkenfarbe fällt.  Nach der Stärke der Schattirung, die man haben will, nimmt man mehr oder weniger Cochenille: die gewöhnliche Dosis zu einem Violet, ist zwo Unzen Cochenille oder Scharlachwürmer auf jedes Pf. Seide.  Um das Cochenillenbad zu machen, füllet man den zu dieser Farbe bestimmten Kessel mit Wasser bis zur Hälfte an, und lässt die Scharlachwürmer etwa eine gute Viertelstunde kochen.  Während dieser Zeit thut man die Seide in kleinen Stücken auf die Stricke, solchergestalt, als wenn man den Grund zum Grünen macht; hernach füllet man den Kessel mit kaltem Wasser, weil das Bad nur laulich seyn muss; man thut die Seide hinein und drehet sie mit