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Von der blauen Farbe zur Färberei.            63

mit guter Vorsicht darinn um.  Wenn es etwa 20 oder mehr Stücke seyn sollten, so müssen 2 Männer das Umdrehen verrichten, damit die Farbe sich auflege, und von der Seide allenthalben gleich angenommen werde.  Wenn die Farbe egal zu seyn scheint, so verstärket man das Feuer, um das Bad ins Kochen zu bringen; und alsdenn ist ein Mann hinlänglich, mit der Umwendung fortzufahren, welche ohne Versäumung, so lange als das Bad kocht, geschehen muss, welches, wie bei dem ächten Karmoisin, zwo Stunden dauert.  Wenn man sieht, dass nach einem zweistündigen Kochen das Bad noch nicht ganz ausgezogen ist, so pflegt man die Seide noch fünf bis sechs Stunden in das alkalische, oder sogenannte Sodebad zu thun; darnach wird sie im Flusse gewaschen, zweimal geklopft, und zugerichtet, und sodenn durch eine mehr oder weniger starke Küpe, nach der Höhe, die man dem Violet geben will, gezogen.  In einigen Fabriken thut man in diese Farbe ein wenig Orseille.  Diese thut man in das Cochenillenbad, nachdem es ausgezogen ist, in derjenigen Quantität, die den verlangten Grad der Schattirung zu geben geschickt ist.  Nachdem sie eine gute Viertelstunde gekocht hat, lässt man sie ein wenig ruhen, damit sich die Orseille auf den Boden setzen kann, worauf man die Seide in diesem Bade umdrehet.

Die blosen Schattirungen müssen mit Orseille gemacht werden, weil die Farbe, welche die Scharlachwürmer in diesen Schattirungen geben, allzutodt, und unscheinbar ist.

V.
Italiänische Art, ächt Violet auf Seide zu färben.

Wenn die Seide, wie zu den Karmoisin, alaunt ist, färbt man sie in Cochenill; lässt dazu 2 Unzen arabischen Gummi in einem Kessel zerschmelzen, thut auf jedes Pf. Seide 2 Pf. Cochenille, 1/3 Unze Lerchenschwamm, oder eben so viel Curcume dazu, mischet es, und thut es in einen Kessel.  Wenn es anfängt zu kochen, und der Gummi gut geschmolzen ist, bringt man die Seide auf Drehstäbe, dreht sie darüber in dem Kessel um, und lässt sie 2 Stunden kochen, so ist sie gefärbt.

Um sie nun violet zu machen, tauchet man sie gut auseinander gebreitet, in eine blaue Küpe, wäscht sie in recht klarem Brunnenwasser, ringet sie aus, und lässt sie, im Schatten gut auseinander getheilt, trocknen

Das unächte Violet wird mit verschiedenen Ingredienzien gemacht.  In den meisten Fabriken bedient man sich der Orseille.  Diese mossartige Spezerei, welche unter dem Namen Orlean bekannt ist, lässt sich vom Wasser allein durchaus nicht auflösen.  Wenn man es brauchen will, so muss man den färbenden Theil davon durch eine Art Gährung, welche durch Urin und Kalk geschieht, auflösen.  Die Art mit diesem Ingredienz beim Färben zu verfahren, ist folgende: Man kocht in einem Kessel so viel Orseille, nach dem Grad der Farbe, die man haben will.  Je dunkler das Violet werden soll, desto grösser muss auch