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66                    Zweiter Abschnitt.

dem Grade der Schattirung, die man der Farbe geben will.  Je mehr man nimmt, desto röther wird das Violette.  Wenn sie die verlangte Farbe erhalten hat, ringt man sie über dem Bade aus, wäscht sie, ringt sie sachte auf dem Nagel, und breitet sie auseinander, damit die Farbe allenthalben im Trocknen gleich bleibe.  Diejenigen Stellen, die im Ausringen mehr, als andere gedruckt werden, bleiben heller, da hingegen die andern kupfrig und dunkler werden.  Man muss also bei dieser Verrichtung behutsam verfahren.

Die itzt beschriebenen Violetten von indianischem Holze, mit Grünspan, haben weder mehr Schönheit noch Dauerhaftigkeit, als die, welche ohne diesem Ingredienz gemacht werden.  Dem Grünspan, in welchem man die Seide färbt, dient ihr anstatt der Alaunung, um die Farbe aus dem indianischen Holze zu ziehen; diese Farbe ist alsdenn ganz blau, und die Alaunung, welche man hernach zusetzt, dient zu nichts, als ihr den rothen Schimmer zu geben, der im Violette nöthig ist.

Man macht auch noch ein Violett von Brasilien und indianischem Holze zugleich.  Man nimmt nämlich alaunte, und im Fluss erfrischte Seide, und zieht sie durch ein Bad von Brasilienholz, von dem gewöhnlichen Grade der Hitze.  Man mischet diese zwei färbenden Ingredienzen mit Fleiss nicht zusammen, weil sich die Farbe nicht gleich genug auflegen würde.  Wenn nun die Seide die Brasilienfarbe an sich gezogen, so thut man alsdenn von dem Abgekochten des indianischem Holzes dazu;  man ziehet die Seide durch, und wenn sie den erforderlichen Grad der Vollkommenheit hat, thut man in das Bad ein wenig Weinsteinaschenlauge, um sie lebhaft zu machen, worauf man sie, wie gewöhnlich wäscht, ausringt, und auf die Stangen zum Trocknen bringt.  Es ist nicht willkührlich, ob man die Seide zuerst durch das Bad von indianischem Holze, oder durch das Brasilienbad ziehe.  Man muss bei dem von Brasilienholz anfangen, weil die Seide, wenn sie zuerst durch das Bad vom indianischem Holz gezogen wird, die Brasilienfarbe nicht so leicht und egal annimmt.  Man kann die Seide, anstatt durch Weinsteinasche lebhafter zu machen, auch in einem Bade von klarem Wasser beleben, zumal wenn man verschiedene Schattirungen machen will, weil die Seide, wenn sie zu lange im Bade ist, oft zu viel Farbe annimmt.  Es ist gemeiniglich genug, alle diese Schattirungen im Flusse zu waschen, ohne sie auszuklopfen;  allein man klopft sie doch im Waschen alsdenn, wenn man glaubt, dass die Farbe zu braun, und zu finster ist, desgleichen, wenn man einigen Schleim und Unreinigkeit auf der Seide bemerkt hat, welcher doppelter Fehler durch das Klopfen leicht gehoben wird.

Dieses Violett von indianischem und Brasilienholze gemacht, ist weit schöner und röther als das mit blossem indianischem Holze verfertigte, ohne jedoch, dass es dauerhafter wäre:  Es ist auch mehr der Kraft der Seife unterworfen.

Endlich macht man auch noch Violett von Brasilienholz, und Orseille, und zwar folgendergestalt:  Man kocht und alaunet die Seide, wie gewöhnlich.  Man zieht sie alsdenn durch ein halbes Brasilienbad, oder durch ein Bad, welches roth zu färben gedient hat;