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74          Dritter Abschnitt.

Es giebt zwar auch Ocher von verschiedenen Farben, und man hat dergleichen gelbe, rothe, blaue, grüne, braune.  Man zählet wohl achterlei gelbe Ocher, und eben so viele rothe, eine Art blaue, eine grüne, zweierlei braune, und auch schwarze.  Alle diese Arten können zum Malen gebraucht werden.  Die größere oder geringe Menge der metallischen Theilgen, woraus die Ochererden bestehen, bestimmen auch den Grad der Schönheit und Lebhaftigkeit der Farbe, die gelben, so wie die Ocher haben ihre Farbe von den Eisen Theilen erhalten.  Wenn die gelben Ocher in Feuer gebrannt werden, erhalten sie eine gelbrothe oder rothbraune Farbe.

III.
Auripigment, Operment.

Das Auripigment ist eine Arsenikmischung, und zweierlei, nämlich, natürliches und durch Kunst zubereitetes.  Das Natürliche ist gelb, und in Schuppen ungefähr wie das Marienglas, es bekömmt seine Quantität Schwefel durch unterirdisches Feuer.  Das Künstliche, welches die Künstler insgemein Aurum nennen, ist am gemeinsten, und besteht aus einer Mischung von Schwefel und Arsenik, so viel als nöthig ist, um es gelb oder roth zu machen.  Man schmelzet es in Tiegeln zusammen.  Das Natürliche wird für das beßte gehalten.  Es muß in schönen kugelartigen Stücken, von goldgelber Farbe, und auch eben so glänzend seyn, und sich leicht in Schuppen oder dünne Täflein theilen lassen.  Es ist biegsam, aber nicht elastisch, es läßt sich im Oele auflösen, und bei einem mäßigen Feuer schmelzen; wenn man es aber verbrennt, so giebt es einen schädlichen Knoblauchgeruch von sich.  Beide sind höchst schädliche Farben, und man kann den Gebrauch derselben in keiner Art von Malerei anrathen.  Sie sind nicht nur mühsam zu zubereiten, und man kann dabei für seine Gesundheit nicht genug Sorge tragen, sondern auch in dem Vermischen mit anderen Farben von keiner Beständigkeit, indem sie alle Körper angreifen, und zerfressen.  Wir rathen also den Künstlern und Liebhabern, diese Farben gar nicht zu gebrauchen, indem man ihre Stelle sehr gut mit anderen ersetzen kann.  Die Gewohnheit, welche einige Maler an sich haben, ihre Pinsel zwischen den Lippen durchzuziehen ist, des Arseniks wegen, der ein sehr subtiles, und oft unheilbares Gift ist, sehr gefährlich.  Die Gefahr würde für dergleichen Maler um so viel größer seyn, weil solches nur in sehr geringer Menge, aber desto öfter in den Leib gebracht wird, und eben daher, weil die Wirkung dieses Giftes anfänglich nicht gleich merklich wäre, die Ursachen der traurigen Folgen desselben in dem Körper oft so lange unbekannt bleiben müßte, bis dem Uebel nicht mehr abgeholfen werden könnte.  Und aus dieser Absicht ist die Gefahr sowohl von den natürlichen, als künstlichen Opermenten gleich groß.

Der Opermente hat man eigentlich dreierlei Gattungen.  Die erste derselben ist, welche aus breiten Blättern oder Schuppen besteht, das beßte kömmt von Steinen.

Die zweite Art ist dasjenige, welches ganz kleine Blätter oder Schuppen hat, und welches man gemeiniglich in den Kramläden verkauft.